Warum diese Top-Innenarchitekt*innen einer guten Auktion nicht widerstehen können

Drei erfahrene Trendsetter*innen berichten von ihren Auktionserfolgen und verraten uns, wie sie bemerkenswerte Objekte beschaffen, ohne das Budget zu sprengen.
Miles Redd, Innenarchitekt bei Redd Kaihoi
Miles Redd, Gründer des New Yorker Designstudios Redd Kaihoi, bietet häufig bei Auktionen und schätzt besonders die Geschichte der ersteigerten Objekte. Foto: Melanie Acevedo

Triumph des Sieges oder Schmerz der Niederlage, dazu Adrenalin pur: Kaum eine andere Art des Einkaufens ist so mitreißend und spannend wie eine Auktion.

Designer*innen bietet sich bei Auktionen die Chance, einmalige Objekte zu ergattern und so in den Augen ihrer Kundschaft Heldenstatus zu erlangen. Dennoch sind die Freuden und Vorteile nicht für alle unmittelbar ersichtlich. Daher haben wir einige unserer Lieblingsdesigner*innen befragt, was sie an Auktionen besonders fasziniert. Wir haben uns nach ihren Erfolgsgeheimnissen und ihren Strategien erkundigt, die ihnen helfen, Fehler zu vermeiden.

Andrew Torrey, Gründer des New Yorker Studios für Innenarchitektur BA Torrey
Andrew Torrey vom New Yorker Designstudio BA Torrey handelt bei Auktionen schnell und entschlossen. Er steigt aber auch ohne Reue aus, wenn der Preis seine Schmerzgrenze übersteigt. Foto: Tim Kuratek

„Es ist vor allem das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag, das die Teilnahme rechtfertigt“, erzählt Andrew Torrey vom New Yorker Designstudio BA Torrey. „Bei Auktionen einzukaufen, ist nichts für schwache Nerven“, gibt er zu, „man findet aber tatsächlich erstaunliche Angebote und unglaubliche Gelegenheiten.“

Es überrascht nicht, dass ihn dabei das Jagdfieber packt. „Ich finde die Jagd faszinierend!“, sagt er. „Die Nadel im Heuhaufen zu finden, ist schon extrem aufregend. Hat man sie aber gefunden, quält man sich mit der Frage, ob man sie am Ende auch bekommt. Das ist anstrengend und spannend zugleich.“

Designer Miles Redd vom New Yorker Unternehmen Redd Kaihoi verweist auf das Potenzial für besondere Überraschungen. So hatte beispielsweise die Uhr, die er kürzlich erwarb, eine äußerst ungewöhnliche und unerwartete Herkunft – ein Beleg dafür, dass nicht alle fantastischen Fundstücke allein aufgrund ihrer Beschreibung als solche identifiziert werden können.

„Als ich sie abholte, fand ich einen Brief des Uhrmachers an den [legendären Innenarchitekten] Albert Hadley, in dem das Zusammensetzen der Uhr erläutert wurde. Dazu gab es auch noch Anweisungen an Albert, die dieser an seine Kundschaft weitergeben sollte“, berichtet Redd. „Das ist für mich das Schönste an Auktionen. Man entdeckt all diese unglaublichen Storys und erwirbt damit ein Stück Geschichte – das finde ich faszinierend.“

Venezianischer Spiegel an einer grünen Wand über einem blauen Sofa im Büro von Miles Redd
Laut Redd sind Auktionen der ideale Ort, um „Statement-Objekte“ wie den auffälligen venezianischen Spiegel in seinem Büro zu ergattern. Foto mit freundlicher Genehmigung von Redd Kaihoi

Redd merkt an, dass es bei Auktionen auch möglich ist, ausgesprochen beeindruckende Objekte für einen vergleichsweise günstigen Preis zu ersteigern. „Ich habe einen sehr großformatigen venezianischen Spiegel bei einer Auktion gekauft“, sagt er. „Er hängt in meinem Büro und alle, die hereinkommen, sind baff!“

Genau wie Redd zählt auch die in Los Angeles beheimatete Designerin Mary McDonald einen kürzlichen Auktionskauf zu ihren besten Anschaffungen: Sie erstand ein 2,40 m hohes Gemälde eines Schülers ihres Lieblingsporträtisten John Singer Sargent. „Komposition und Stil entsprechen Sargents Gemälden“, berichtet sie. „Vermutlich komme ich kaum jemals näher an einen echten Sargent!“

Selbstverständlich entstehen bei Auktionen auch durchaus filmreife Momente: Torrey erinnert sich, dass er „wild entschlossen auf ein Paar Stühle von Jacques Adnet für einen Kunden bot“, nicht ahnend, dass genau dieser Kunde auch darauf Gebote abgab – und zwar genauso entschlossen. Aber: Ende gut, alles gut – Torrey ersteigerte die begehrten Objekte schließlich für einen sehr guten Preis, und der Kunde fand die Situation (zum Glück) sehr amüsant.

Mary McDonald, in Los Angeles ansässige Designerin
Die in Los Angeles beheimatete Designerin Mary McDonald war bei Kunstauktionen erfolgreich. Foto: Jean Randazzo

Manche Slapstick-Szenarien lassen sich durch gründliche Lektüre der Objektbeschreibung vermeiden, weiß McDonald aus Erfahrung. „Einmal habe ich auf einige sehr stilvolle französische Stühle geboten, deren Preis äußerst günstig erschien“, sagt sie. Günstig war der Preis allerdings nur, bis die Rechnung eintraf, aus der hervorging, dass es sich um Puppenmöbel handelte – es war am Ende also doch kein Schnäppchen.

Bei anderer Gelegenheit bot McDonald auf einen ungewöhnlichen Schal aus den 1950er-Jahren – so dachte sie zumindest. „Als das Paket ankam, stellte ich fest, dass ich auf eine etwas zerfledderte Zeitungsanzeige für den Schal geboten hatte“, erzählt sie. „Ich muss das Kleingedruckte genauer lesen!“

Torrey betont, dass die Beschreibung nicht der einzige Teil des Kleingedruckten sei, den man bei einer Auktion in Betracht ziehen müsse. „Vergessen Sie nicht die Käuferprämie und den Versand“, warnt er. „Die muss man bei den endgültigen Kosten unbedingt mit einkalkulieren, sonst ärgert man sich im Endeffekt.“ Auf 1stDibs gibt es selbstverständlich niemals eine Käuferprämie, dieser Punkt muss also nicht berücksichtigt werden.

Apropos endgültige Kosten: McDonalds empfiehlt Käufer*innen, ihr Höchstgebot (einschließlich Gebühren und Versand) festzulegen, bevor sie sich in das Abenteuer stürzen und vom Auktionsfieber gepackt werden. „Bieten kann ungewollt emotional werden“, merkt sie an. „Plötzlich bietet man um des Gewinnens willen und wird von anderen in die Höhe getrieben.“

Hat man sich aber für ein Objekt und ein Budget entschieden, sollte man energisch handeln. Torreys Erfahrung nach begünstigt das Glück die Mutigen. „Seien Sie entschlossen, handeln Sie rasch und haben Sie keine Angst, ein Objekt nicht zu bekommen, wenn Sie nicht bis zum Ende mitbieten wollen.“

Auch Redd empfiehlt, sich nicht über verlorene Auktionen zu ärgern. „Die Liste der Dinge, die mir durch die Lappen gegangen sind, ist endlos“, meint er. „So ist das eben: Mal gewinnt man, mal verliert man. Was ich bei Auktionen gelernt habe, ist, dass es jede Menge Objekte gibt, auf die man bieten kann. Und manchmal soll es halt einfach nicht sein. Es kommt, wie es kommen muss.“

Unbetitelter Druck aus dem Jahre 1953 von Raoul Dufy, auf dem ein Vogelkäfig am Fenster mit Blick auf das gegenüberliegende Gebäude abgebildet ist
Redd spricht die Empfehlung aus, nach ungerahmten Drucken, Zeichnungen und Gemälden zu suchen, die von anderen Bietenden häufig übersehen werden. Dieser unbetitelte Druck von Raoul Dufy aus dem Jahre 1953 wird zurzeit in 1stDibs-Auktionen angeboten.

Er rät Käufer*innen, sich bei ihrer Schatzsuche nicht nur auf Vorzeigeobjekte zu konzentrieren. „Achten Sie auf die eher unauffälligen Dinge – dort sind die wahren Schätze verborgen“, so Redd. „Häufig sieht man Portfolios von Drucken, Zeichnungen, Gemälden oder ungerahmten Bildern. Einige meiner besten Entdeckungen waren in solchen Portfolios versteckt, die kaum auffallen und die man häufig zu sehr guten Preisen bekommt.“

Selbstverständlich kennen alle Designer*innen Objekte, die ihnen immer wieder entgehen. „Mein persönlicher Heiliger Gral ist der stumme Diener, den Paul Dupré-Lafon in den 1930er-Jahren für Hermès entworfen hatte“, sagt Torrey. Aber er bleibt fest entschlossen – die Jagd geht weiter. „Irgendwann“, gelobt er. „Irgendwann!“


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