Schmucktrends bleiben meist eine Weile erhalten. Hier findet man eher seltener die klassische Fast-Fashion-Drehtür mit strikten Vorschriften, was man zu tragen hat und was nicht. Es gibt ein Extra an Spielraum für den Ausdruck des persönlichen Stils und Geschmacks.
Aber rund um bestimmte Schmuckkategorien gibt es immer wieder angeregte Diskussionen und Fachleute können Sammler*innen zu Käufen inspirieren. Zudem sind diese Hinweise für Fach- und Einzelhändler*innen von Interesse, damit sie sich für die entsprechende Saison ein Inventar anlegen können.
Dieses Jahr kommen mehr und mehr Menschen aus ihrem Homeoffice zurück ins Büro. Und dank der Impfangebote gibt es wieder Optionen für Treffen außerhalb der eigenen vier Wände. Das inspiriert natürlich auch Schmucktrends und hier sehen wir tatsächlich zwei Lager. Eine Richtung ist von einem ungetrübten Optimismus geprägt, der den Drang mit sich bringt, wieder unter Leute zu kommen und zu feiern (unter Einhaltung der Regeln, versteht sich). Für den Herbst manifestiert sich diese Positivität in extravaganten Schmuckstücken in leuchtenden, fast schon elektrisch wirkenden Farben oder in aufsehenerregenden, glamourösen Statement-Pieces aus Gold. Im Grunde ist es ein rauschendes Fest in Schmuckform.
Die andere Trendrichtung kommt mit einem verminderten Drang daher, sich wieder in die Welt zu stürzen. Man neigt eher dazu, bei den vertrauten Gewohnheiten zu bleiben: bequeme Kleidung, wenig Make-up, ein eher ruhiger Terminkalender und insgesamt ein einfacheres, langsameres Lebenstempo. Diese Einstellung zeigt sich in einer Verlagerung hin zu Schmuckstücken, die sich für einen legeren Lebensstil und die Darstellung persönlicher Geschichten eignen. Außerdem sehen wir eine Bewegung zu wichtigen, signierten Stücken, die auch in 20 Jahren noch relevant sein werden.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die Schmucktrends, die Sie in den kommenden Monaten im Auge behalten sollten. Sie können sie nach Belieben kombinieren. Denn schwanken wir nicht alle zwischen der Sehnsucht, so richtig auf den Putz zu hauen, und dem Verlangen, ein ruhiges Leben zu führen? Selbst der geselligste Mensch hat irgendwann mal das Bedürfnis nach einem relaxten Fernsehabend zu Hause.
Elektrisierende Emaille
Die Verwendung von Emaille in edlen Schmuckstücken ist nicht neu. Die Traditionsmarke Fabergé hat sie mehr oder weniger erfunden und bevorzugt Guilloché-Emaille wegen des luxuriösen, gemusterten Glanzes. Und die Luxusmarke Cartier verarbeitete das glänzende Material häufig in ihren Art-déco-Designs.
Doch anstelle von althergebrachter Gravität oder französischer Ultraraffinesse soll moderne Emaille feinen Schmuckstücken einen Hauch von Verspieltheit verleihen und Farbtöne einbeziehen, die in der Natur nicht zu finden sind – zum Beispiel leuchtendes Säuregrün oder kräftiges Pink.
Designs mit Emaille haben auch eine grafische Qualität, wie das Color-Blocking in diesem Cocktailring von Charlotte Allison oder die stark kontrastierende geometrische Kombination aus schwarzer Emaille, Edelsteinen und Diamanten in Andrew Glassfords Schmuckstücken.
Gold, Gold, Gold
Es gibt da zwei sehr wichtige Worte: Elsa Peretti. Der Tod der berühmten Designerin im vergangenen Frühjahr hat die Faszination der Welt für ihre skulpturartigen, minimalistischen Schmuckstücke neu entfacht – seien es ihre legendären Bone-Cuff-Armspangen oder ihre Netzketten, die sich an den Ausschnitt anschmiegen. Die Leidenschaft für Peretti wurde durch die Netflix-Miniserie Halston weiter angefacht, die im vergangenen Mai ihre Premiere feierte. Darin geht es um die Freundschaft zwischen der Schmuckdesignerin und der Titelfigur in den 1970er-Jahren.
Die Serie stellt den New Yorker Jetset dieser Zeit als äußerst glamourös (und ausschweifend) dar. Modeliebhaber*innen sind gerade dabei, alles zu sammeln, was sie an Vintage-Halston bekommen können. Und was gibt es Besseres, als die schicken Outfits mit auffälligem gelbgoldenen Schmuck, wie Door-Knocker-Ohrringe, gewundene Halsreife, auffällige Panzerketten, klobige Ringe und stapelweise Armreife, zu vollenden?
Ein weiterer Designer aus den 1970er Jahren, in den Sie investieren oder der zumindest Ihre Schmuckauswahl für den Herbst beeinflussen sollte, ist Aldo Cipullo (berühmt für die Armbänder der Cartier-Kollektionen „Love“ und „Juste un clou“). Die kürzliche Veröffentlichung eines Buches über seine Arbeit hat die Lust auf Cipullo-Designs und ihre No-Name-Versionen aus der Disco-Ära wieder entfacht – allesamt chic, explizit und auf diskrete Weise sexy mit einem luxuriösen, kräftigen Gefühl.
Sie brauchen noch einen Grund, um in diesem Herbst auf den Goldtrend im Stil der 70er-Jahre zu setzen? Ridley Scotts House of Gucci mit Lady Gaga und Adam Driver in den Hauptrollen feierte im November 2021 Premiere.
Gliederketten
Wenn Ihnen ein 70er-Jahre-Look aus massivem Gold zu viel ist, könnte Ihre Wahl stattdessen auf ein neues Schmuckstück fallen, das unter den Accessoires nicht mehr wegzudenken ist: die Gliederkette. Die einfachen, leichten Stränge, die in verschiedenen Größen und Längen angeboten werden und sich durch leicht abgewinkelte, längliche Glieder auszeichnen, eignen sich perfekt als Grundlage für ein sorgfältig zusammengestelltes „Halswirrwarr“ aus einer Vielzahl an Ketten oder um jedem Outfit einen subtilen Glanz zu verleihen – sogar Ihr Yoga-Outfit wird dadurch erstrahlen.
Die Gliederformen ermöglichen es, sowohl einen als auch ein ganzes Sammelsurium an Anhängern daran anzubringen. Das ist übrigens ein Trend, der Schmucksammler*innen immer wieder begeistert. Mehr dazu weiter unten.
Alphabetschmuck
Man muss kein*e eingefleischte*r Schmuckliebhaber*in sein, um bei diesem Trend mitzumachen – ein wenig Freude an Accessoires reicht hier völlig aus. Und da Alphabetschmuck die Möglichkeit bietet, sich selbst auszudrücken und zu personalisieren, ist er ein universell ansprechendes Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk – zum Beispiel mit den Initialen des*der Empfänger*in oder eines Kindes. Charms, Armbänder und Anhänger mit Buchstaben sind oft zart und unaufdringlich und Diamanten sorgen dabei für den nötigen Pep.
Sie können es mit einer serifenlosen Schriftart und Diamanten in Pavé-Fassung klassisch angehen oder einen Bohemian-Stil wählen, bei dem ein glitzerndes Graphem auf einem Edelmetallbogen thront. Für starke Persönlichkeiten, wie beispielsweise Alexis in der preisgekrönten Kultserie Schitt’s Creek, deren charakteristische asymmetrische A-Kette die Langlebigkeit dieses Trends beeinflusst hat, empfehlen wir eine zehnfache Vergrößerung des Buchstabens. Oder halten Sie Ausschau nach Details, mit denen die Ursprungsform mit ein wenig extra Flair belebt werden kann, wie z. B. bunte Emaille, eine kantige Gothic-Schriftart oder eine ausgefallene Ausrichtung.
Sternzeichen
Viele Designer*innen lassen sich von Sternzeichen inspirieren, um Schmuck zu kreieren, der Selbstentfaltung mit elegantem Hippie-Chic verbindet. Sternzeichen gibt es in einer Vielzahl von Formen: von Sternkonstellationen aus Diamanten bis hin zu altgriechischen Symbolen, die in das Metall Ihrer Wahl geätzt, graviert, gestanzt oder lasergeschnitten werden.
Ella Gafter konzentriert sich auf dreidimensionale Darstellungen, wie bei dieser Armspange „Fische“ und diesem Ring in Form eines Widderkopfes. Und wenn Sie sich in die Welt der Vintage-Schmuckstücke begeben – vor allem in die der Luxusmarken, dann eröffnet sich Ihnen eine ganze Palette von Möglichkeiten. Dieser Krebs-Anhänger von Bulgari und diese Wassermann-Halskette von Van Cleef & Arpels sind ausgezeichnete Beispiele für Schmuckstücke, die man ewig tragen kann und bei denen sich die Investition auf alle Fälle lohnt.
