Werfen Sie einen Blick auf eine der wertvollsten Uhrensammlungen der Welt

Die Kostbarkeiten werden im Londoner Design Museum ausgestellt – wir sprachen mit dem interessanten Besitzer über einige seiner extrem seltenen Exponate.
Eine F.P. Journe Tourbillon Souverain, eine Rolex „Chuck Yeager“ GMT-Master, eine Patek Philippe, Ref. 2482 mit Zifferblatt aus Cloisonné-Emaille und ein Patek Philippe-Chronograph, Ref. 1579A.
Der französische Sammler Patrick Getreide besitzt mehr als 500 Uhren. Davon hat er 160 für eine Ausstellung mit dem Titel „The OAK Collection“ im Londoner Design Museum ausgewählt. Zu den Highlights gehören von links nach rechts eine F.P. Journe Tourbillon Souverain, eine Rolex „Chuck Yeager“ GMT-Master, eine Patek Philippe, Ref. 2482 mit Zifferblatt aus Cloisonné-Emaille und ein Patek Philippe-Chronograph, Ref. 1579A. Alle Uhrenfotos mit freundlicher Genehmigung der OAK Collection

Uhrensammler Patrick Getreide weiß ganz genau, wann seine Liebe zu Uhren ihren Anfang nahm.

„Ich war zwölf Jahre alt und in der Schweiz im Internat“, erinnert er sich. „Ich war dort mit den Kindern einiger der wohlhabendsten Menschen der Welt zusammen, doch ich hatte nur ein knappes wöchentliches Taschengeld. An den Wochenenden starrte ich durch das Schaufenster eines Uhrengeschäfts in der Nähe der Schule. Dort war eine Omega-Uhr ausgestellt, die ich unbedingt haben wollte, die ich mir aber nicht leisten konnte.“

Foto des französischen Uhrensammlers Patrick Getreide mit einem Teil seiner Uhrensammlung
Getreide kaufte seine erste Uhr als Kind in den 1960er-Jahren (mit etwas väterlicher Hilfe). Heute nennt er einige der seltensten Uhrenmodelle, die jemals hergestellt wurden, sein Eigen. Foto: Torvioll Jashari

Fest zum Kauf entschlossen einigte er sich mit dem Besitzer darauf, in Raten zu zahlen. „Ich glaube, ich habe zehn Franken die Woche gezahlt“ – etwa vier Dollar zu jener Zeit – „aber es schien sich ewig hinzuziehen“, sagt er. „Schließlich war mein Vater so nett, die Uhr für mich zu kaufen. Es hätte mehr als zehn Jahre gedauert, sie abzuzahlen!“

Diese frühe Lektion in Wirtschaftsfragen erwies sich als prägend für den Unternehmer, der heute eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen tragbarer Uhren besitzt. Der Bestand umfasst Sonderanfertigungen, extrem seltene limitierte Auflagen, Unikate und nicht zuletzt die größte in Privatbesitz befindliche Anzahl von Patek Philippe-Uhren aus dem Nachlass des legendären Sammlers Henry Graves Jr.

„Mit dieser ersten Omega wurde mir klar, dass ich ein gewisses Maß an Erfolg erzielen musste, damit ich die Dinge tun konnte, die ich liebe“, erklärt der französische Unternehmer und Immobilienentwickler.

Patek Philippe-Taschenuhr mit Minutenrepetition
Der Uhrenfan besitzt fünf Zeitmesser, die früher dem renommierten amerikanischen Sammler Henry Graves Jr. gehörten, darunter diese Patek Philippe-Taschenuhr mit Minutenrepetition.

Getreide lässt die Öffentlichkeit an seiner Leidenschaft im Rahmen der Sonderausstellung „The OAK Collection“ im Londoner Design Museum teilhaben. OAK steht für „one of a kind“ – einzigartig. Die Ausstellung, die vom 19. bis 25. Mai stattfindet, bevor sie weltweit auf Tour geht, zeigt 160 seiner schönsten Uhren.

„Ich habe mehr als 500 extrem begehrte Objekte. Daher war der Auswahlprozess sehr schwierig“, erklärt er. „Ich habe drei Monate gebraucht, um die Ausstellung vorzubereiten. Aber dies sind die absolut Besten der Besten.“

Eines dieser Top-Objekte ist die Rolex GMT-Master „Chuck Yeager“ aus Edelstahl aus dem Jahr 1997 mit rot-blauer „Pepsi“-Lünette. Von dieser Uhr wurden nur 50 Exemplare zu Ehren des U.S.-Luftwaffenpiloten angefertigt, der 1947 Geschichte schrieb, als er mit seinem Bell X-1-Experimentalflugzeug erstmals die Schallmauer durchbrach.

Rolex GMT-Master „Chuck Yeager“ aus dem Jahr 1997 mit rot-blauer „Pepsi“-Lünette
Diese Rolex GMT-Master „Chuck Yeager“ aus dem Jahr 1997 mit rot-blauer „Pepsi“-Lünette ist eines von nur 50 hergestellten Exemplaren.

„Ich habe sie neu gekauft und habe sogar zwei zusätzliche Lünetteneinsätze für das Zifferblatt, sodass man die Farbe wechseln kann“, sagt Getreide. „Sie ist in hervorragendem Zustand.“ Dieser enorm hohe Standard kann in jeder der Ausstellungsvitrinen begutachtet werden. Keine seiner Uhren weist Gebrauchsspuren auf.

Kratzer und Schäden mögen an die Geschichte einer Uhr erinnern und ihren Charakter unterstreichen, doch Getreide ist zu sehr Perfektionist, um sich von derart nostalgischen Gedanken leiten zu lassen.

„Vor ein paar Jahren war ich drauf und dran, Winston Churchills ‚Victory‘-Weltzeit-Taschenuhr bei einer Auktion in London zu ersteigern“, erinnert er sich. „Sie war eine von nur vier, die jemals hergestellt wurden – diese Uhren waren 1945 [von Agassiz and Co.] als Geschenke für die Oberhäupter der siegreichen Alliierten angefertigt worden. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, darauf zu bieten – sie war einfach zu stark beschädigt. Für mich sah sie aus, als hätte Churchill sie an schlechten Tagen gegen die Wand geworfen. Ich weiß, solche Dinge erhöhen den Wert und haben historische Bedeutung, das ist aber nicht, was ich kaufe. Ich halte meine Uhren in hervorragendem Zustand.“

Im Unterschied zu den meisten anderen Sammler*innen verschließt er sie jedoch nicht in einem Safe. „Ich trage sie alle“, sagt er.

Eine der Hauptattraktionen für Liebhaber*innen klaren und puristischen Designs ist sicherlich die Patek Philippe-Weltzeituhr, Ref. 2523 aus Gelbgold, die 1953 auf den Markt kam. „Das Zentrum des Zifferblatts ist mit blauer Emaille gestaltet. Die Uhr ist extrem begehrt, da nur drei Exemplare auf diese Weise hergestellt wurden“, so Getreide. „Der Farbton der Emaille ist ein Blau von Yves Klein – meine Lieblingsfarbe. Das ist Perfektion in Perfektion.“

Ein weiteres Meisterwerk ist seine Patek Philippe, Ref. 1518 in Rotgold – ein Chronograph mit ewigem Kalender, 1948 mit einem Gay Frères-Armband [im „Reiskorn“-Stil] und monochromem rosafarbenem Zifferblatt hergestellt. „C’est une merveille!“, stellt Getreide fest und verfällt begeistert in seine französische Muttersprache. „Um mal in etwa den Wert dieser Uhr zu umreißen – ein ähnliches Modell wurde vor Kurzem bei einer Auktion für 9 Millionen $ verkauft. Es handelte sich dabei um eine Uhr aus einer Serie von insgesamt 15. Meine ist ein Unikat.“

Man könnte vermuten, Getreide habe eine Schwäche für Patek Philippe-Uhren: Er besitzt kunstvoll von Hand emaillierte Exemplare, einzigartige Chronographen, Uhren mit ewigem Kalender und Calatravas im Überfluss – darunter auch eine Uhr, die einst Andy Warhol gehörte. Doch zu seiner Sammlung gehören auch Zeitmesser so prestigeträchtiger Marken wie Zenith, Hublot und Breguet sowie Objekte von hoch angesehenen unabhängigen Uhrmachern.

Patek Philippe, Calatrava, Ref. 570 J, um 1954 aus dem Besitz von Andy Warhol
Der Künstler Andy Warhol war der Besitzer dieser Patek Philippe Calatrava, Ref. 570 J, die etwa aus dem Jahr 1954 stammt.

„F.P. Journe ist ein meisterlicher Uhrmacher, der mit Patek und vergleichbaren Manufakturen konkurrieren kann“, so Getreide. „Journes Uhrwerke sind unglaublich. ‚C’est le top du top‘, also das Beste vom Besten – wie wir in Frankreich sagen. Die Warteliste hierfür reicht bis 2024. Dann ist da noch der Finne Kari Voutilainen mit seinen meisterlichen Uhren und der unglaublich talentierte Rexhep Rexhepi.“

Getreide ist ein großer Fan des Letztgenannten, der – nur 34 Jahre alt – als Wunderkind der Uhrenwelt gilt. Ausgebildet bei Patek Philippe und F.P. Journe hat sich der junge Uhrmacher auf das Tourbillon spezialisiert – eine Mechanik, die die Auswirkungen der Schwerkraft auf das Uhrwerk ausgleicht und so die Präzision erhöht.

Falls Sie sich fragen, ob Getreide überhaupt Uhren besitzt, die weniger als 1 Million $ oder sogar unter 1000 $ wert sind – die Antwort lautet überraschenderweise: ja. „Eine meiner derzeitigen Lieblingsuhren ist eine Bristol-[Piloten-]Uhr“, sagt er. „Sie hat 170 € gekostet und sie gefällt mir sehr.“

Der Rolex Chronograph „Jean-Claude Killy“, Ref. 6036 ist nach dem französischen Skifahrer und Olympioniken benannt, der ein ausgesprochener Fan des Modells war. Die „JCK“, deren Produktion in den frühen 1960er-Jahren eingestellt wurde, verfügt über einen Dreifachkalender, der den Monat, das Datum und den Wochentag anzeigt.

Auf eine Lieblingsuhr in der Ausstellung möchte Getreide sich nicht festlegen, jedoch weiß er genau, welche Uhr die meisten Erinnerungen auslöst: eine Cartier Tank, die er vor 45 Jahren von einem Gewinn beim Pferderennen kaufte. „Es war die zweite Uhr, die ich je in meinem Leben gekauft habe. Der Gewinn war eine reine Überraschung. Ich dachte, ich wäre chancenlos. Um 10 Uhr stand ich vor dem Cartier-Geschäft und wartete ungeduldig darauf, endlich diese elegante und auch heute noch zeitlose Uhr kaufen zu können. Sie hat für mich eine sehr große Bedeutung und ist die erste Uhr, die die Menschen in der Ausstellung begrüßt.“

Ungewöhnlich ist, dass Getreide nicht nur Vintage-Uhren sammelt; er kauft auch mit Begeisterung neue Modelle – derzeit hat er ein Auge auf sieben neu erschienene Patek Philippe-Modelle geworfen. Er ist, wie er gerne zugibt, ein Ästhet, der keine halben Sachen macht.

„Ich bin begeistert von Dingen, die wunderschön gemacht sind – das können schöne Uhren sein, aber auch Stifte, Autos wie Ferrari oder Aston Martin und Kunstwerke“, erklärt er. „Ich liebe meine Familie und meine Hunde und ich bin verrückt nach Fußball. Im Stadium brülle ich laut. Das gefällt mir. Ich schätze mich glücklich, denn wenn ich eines habe, dann ist das sehr viel Leidenschaft.“ Mit dieser fantastischen Sammlung uhrmacherischer Meisterwerke steht das wohl außer Frage.


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