Carmen de Vos

Ophelia – 21. Jahrhundert, Frauen, Zeitgenössisch, Polaroid, figürlich, Akt

2015

Die belgische Fotografin Carmen De Vos schießt Polaroids, um ihre geistigen Eskapaden festzuhalten. Sie geraten so leicht außer Kontrolle. Sie denkt sich Situationen aus und sammelt Fantasien. Sie ist die Gründerin und Chefredakteurin des verstorbenen TicKL-Magazins. Carmen De Vos ist eine langsame Fotografin. Sie registriert, porträtiert und denkt sich seltsame Geschichten aus. Sie hat eine enorme Sehnsucht nach dem, was sie zu verlieren fürchtet: echter menschlicher Kontakt, die Langsamkeit des Seins und des Schaffens, die Greifbarkeit von Materialien. Fast ausnahmslos verwendet sie alte Polaroidkameras, längst abgelaufene Filme und selbst hergestellte Filter. Ihre Werkzeuge und Methoden, wie z. B. das Bleichen von Filmen und die absichtliche Blockierung von Filmen, sind nicht präzise und zielen nicht einmal auf eine perfekte Darstellung ab. Sie führen oft zu Ergebnissen wie Einfärbung, Verformung, Unschärfe, die sie im Voraus nie mit Sicherheit hätte vorhersagen können, weil ihre Fehler keine Berechnung zulassen. Sie hat sich nicht unter Kontrolle. Sie kämpft mit dem Material. Sie plant, inszeniert und führt Regie, aber die verfallene Chemie und die unscharfen Linsen fügen von ganz allein ihren Zauber hinzu, der sie fröhlich überrascht oder ihr Bild ruiniert. Dieser Kampf reizt sie ebenso sehr wie er sie frustriert. Sie liebt es, innerhalb dieser Grenzen zu arbeiten und zu versuchen, das bestmögliche Bild unter den gegebenen Umständen zu schaffen. Zum Glück hat sie ein Faible für Unvollkommenheiten. Einst machte sie sich für TicKL, ihr englisches Art-Porno-Polaroid-Magazin, des selbstgebastelten Unfugs schuldig. Sie kann nicht anders, als mit ihren Polaroids in die seligen Zeiten der Free-Love-Fotografie zurückzureisen.