David Burliuk

""Die Brüder Soyer und Nicolai Cikovsky im Studio", David Burliuk, Shtetl

1936

David Burliuk, der als "Vater des russischen Futurismus" und einer der führenden Vertreter der Avantgarde der Moderne gilt, erfährt vierzig Jahre nach seinem Tod ein enormes Wiederaufleben des Interesses und der kritischen Aufmerksamkeit. Als Maler, Dichter und Verfasser von Manifesten war Burliuk eine zentrale Figur der intellektuellen und künstlerischen Avantgarde im Russland des frühen 20. Jahrhunderts. Inspiriert wurde er von den revolutionären westeuropäischen Kunstströmungen, vom Impressionismus und Postimpressionismus über den Fauvismus, den Kubismus, den deutschen Expressionismus, den italienischen Futurismus und den Symbolismus, aber auch von den orthodoxen religiösen Ikonen und der naiven Volkskunst Russlands und seines Geburtslandes, der Ukraine. Zu den Kunstströmungen, zu denen er beigetragen hat, gehören der russische Neoprimitivismus, eine Mischung aus fauvistischen Farben und expressionistischen Pinselstrichen in Landschaften und Porträts, die von der Volkskunst inspiriert sind; der Rayonismus, eine Synthese aus kubistischen Raumkonfigurationen und futuristischen Darstellungen von Geschwindigkeit und Dynamik; und der Kubo-Futurismus, eine Mischung aus neoprimitivistischen Themen und kubistischem oder futuristischem Stil. Burliuk nahm an der Gründungsausstellung der einflussreichen Moskauer Gruppe "Karobube" im Jahr 1910 und auch an den folgenden Ausstellungen teil, zusammen mit russischen Künstlern - unter anderem Chagall, Kandinsky und Malewitsch - aber auch mit ausländischen Berühmtheiten wie Picasso, Matisse, Braque und Derain. Außerdem stellte er 1911 in München mit der internationalen Gruppe Der Blaue Reiter aus, zu der auch Kandinsky, Jawlensky, Franz Marc und Paul Klee gehörten, und trug einen Essay zum ersten Band des Almanachs der Gruppe Blauer Reiter bei. Der 1882 in der Ukraine geborene Künstler genoss ein hohes Bildungsniveau und absolvierte Studienaufenthalte in Kazan, Odessa, München, Paris und Moskau. Seine Teilnahme am avantgardistischen Zeitgeist führte 1914 zu seinem Ausschluss aus der Moskauer Schule für Malerei, Bildhauerei und Architektur. Burliuk floh 1918 während der bolschewistischen Revolution aus Russland und verbrachte die nächsten vier Jahre in Sibirien und dann in Japan. Von 1920 bis 1922 war er Hofmaler des japanischen Kaisers und wurde dort sehr gut aufgenommen. In Erwartung eines Krieges mit Russland forderte die japanische Regierung ihn jedoch auf, das Land zu verlassen. Dann wanderte er nach New York aus und entwickelte seinen "Radio"-Stil, eine dynamische und innovative Mischung aus Symbolismus, Neoprimitivismus und Expressionismus, die so genannt wurde, weil das Radio aufkam und eine Vielzahl von Kulturen zugänglich machte. Burliuks kritische Anerkennung in der Neuen Welt erfolgte 1923 mit einer großen Ausstellung seiner Gemälde im Brooklyn Museum und kurz darauf mit einer Einzelausstellung in der Société Anonyme - dem ersten Museum für experimentelle moderne Kunst, das von Marcel Duchamp, Man Ray und Katherine Dreier in New York gegründet wurde. Nachdem er als Schriftsteller, Herausgeber und Maler immer erfolgreicher wurde, zog er 1939 mit seiner Familie von der Lower East Side nach Hampton Bays auf Long Island. Er reiste erneut nach Europa, was zu einer Reihe von Bildern führte, die von Van Gogh und Pieter Brueghel dem Jüngeren inspiriert waren. Neben kubofuturistischen und symbolistischen Gemälden schuf er weiterhin proto-naive Bilder, die sowohl die amerikanische als auch die russische Landschaft darstellten.