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Bruno PaulSelbstporträt – Homo nudus –1895
1895
Angaben zum Objekt
Bruno Paul (1874 Seifhennersdorf - 1968 Berlin). Self-Portrait, um 1895. Bleistift auf Papier, auf Karton aufgezogen, 53,5 x 35 cm, links oben signiert 'Paul'.
- Homo nudus -
Über das Kunstwerk
In einer gespiegelten Situation sieht Bruno Paul sich selbst auf dem Bild. Während sein formatgroßer Körper im Profil parallel zum Bild gezeigt wird, dreht er seinen Kopf ins Bild, um sich dort seiner selbst bewusst zu werden, wobei der leichtere Einsatz des Zeichenwerkzeugs darauf hinweist, dass es sich um eine andere Realitätsebene handelt - ein Spiegelbild, um genau zu sein. Die Begegnung mit sich selbst ist eine nüchterne Selbstbetrachtung der eigenen "nackten Wirklichkeit". Eine Bestandsaufnahme jenseits akademischer Idealisierung, deren Ausgangs- und Zielpunkt die Erkenntnis ist, die sich gleichzeitig an den Beobachter richtet: "Ich bin, was ich bin". Und die eigene Existenzform ist durchaus deformiert, was besonders deutlich wird, wenn Paul sich in der Endposition darstellt und damit eine akademische Sicht auf den Körper direkt in Frage stellt. Pikanterweise hat er diese Selbsterkundung auf der Innenseite einer Mappe mit gestickten Darstellungen vorgenommen, die als Modelle für das Studium der schönen Formen der Schönheit dienen.
Trotz des Realismus eines ungeschminkten, wahrheitsgetreuen Self-Porträts gibt es eine Unergründlichkeit. Der Porträtierte bleibt vor sich selbst verborgen, was durch den distanzierten Blick der Selbstbeobachtung zum Ausdruck kommt. Dementsprechend scheint die eine Gesichtshälfte des Porträtierten im Spiegelbild ausgelöscht zu sein.
Bruno Paul schafft hier ein in seinem Werk einzigartiges Self-Portrait, das in Form einer malerischen Selbstreflexion die Erfahrung der Selbstentfremdung in der Moderne ergreifend veranschaulicht.
Alfred Ziffer (Hrsg.): Bruno Paul. Deutsche Raumkunst und Architektur zwischen Jugendstil und Moderne, Münchner Stadtmuseum, München 1992, Kat. Nr. 5, S. 26. Dort als "Männlicher Akt" von 1894/95 identifiziert.
Über den Künstler
Bruno Pauls zeichnerische Begabung veranlasste ihn, von 1890 bis 1893 an der Kunstgewerbeschule in Dresden zu studieren und gleichzeitig als Zeichner zu arbeiten. Ab 1894 studierte Paul bei Paul Höcker an der Akademie der Bildenden Künste und besuchte parallel dazu Vorlesungen an der Technischen Hochschule. Zwischen 1896 und 1900 lieferte er Grafiken für die Zeitschrift "Jugend" und zwischen 1897 und 1906 zahlreiche Illustrationen für die Zeitschrift "Simplicissimus". Er fertigte auch Buchillustrationen und Ausstellungsplakate an.
1898 gründete er zusammen mit Bernhard Pankok, Richard Riemerschmid und Hermann Obrist die "Münchner Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk" und entwarf Möbel, Textilien, Tapeten, Teppiche und Metallarbeiten. Paul gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern der 1903 ins Leben gerufenen "Münchner Vereinigung für angewandte Kunst", deren Ziele denen des "Deutschen Werkbundes" vorgriffen, zu dessen Mitbegründern Paul ebenfalls gehörte.
Die Preise, die Paul für Innenarchitektur in Paris (1900), St. Louis (1904) und Dresden (1906) erhielt, führten 1907 zu seiner Ernennung zum Leiter der Lehrabteilung des Kunstgewerbemuseums in Berlin, die Wilhelm von Bode gegen Kaiser Wilhelm II. durchsetzte, trotz Pauls früherer Karikaturen im Simplicissimus. Mit dem Bau und der aufwendigen Ausstattung des "Haus Westend" für den Direktor der Berliner Branch der Vereinigten Werkstätten im Jahr 1908 wurde Paul zu einem gefragten Architekten des Berliner Bürgertums, das ihn auch mit der Ausstattung von Schiffen des Norddeutschen Lloyd beauftragte. Von 1907 bis 1908 arbeiteten Ludwig Mies van der Rohe und von 1909 bis 1910 der zukünftige Bauhaus-Architekt Adolf Meyer im Büro von Bruno Paul.
1908 entwickelte Paul das erste "Typenmöbelprogramm" und 1911 das "Serienmöbel", das bis 1942 in den Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau produziert wurde. 1910 wurde Paul mit der künstlerischen Leitung der deutschen Sektion auf der Weltausstellung in Brüssel betraut. Nach seiner Aufnahme in die Preußische Akademie der Künste im Jahr 1919 konzentrierte Paul seine Reformbemühungen zunehmend auf den Bereich der staatlichen Kunsterziehung und veröffentlichte die programmatische Schrift "Erziehung der Künstler an staatlichen Schulen".
Im Jahr 1924 setzte er die Vereinigung der Unterrichtsanstalt und der Hochschule der bildenden Künste zur Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst - der heutigen Universität der Künste Berlin - durch. 1925 erwarb Paul das Richmodishaus in Köln und gründete die Vereinigten Zoo-Werkstätten in Berlin, die zunächst Lampen und später Möbel produzierten. Nach internationalen Erfolgen, die Pauls führende Rolle auf dem Gebiet der künstlerischen Innenarchitektur festigten, musste er nach der Machtergreifung der Nazis zurücktreten. Zusammen mit Ernst Barlach, Ernst Ludwig Kirchner, Ludwig Mies van der Rohe und Emil Rudolf Weiß wurde er 1937 wegen "politischer Unzuverlässigkeit" aus der Akademie ausgeschlossen. Trotzdem wurde Paul von Adolf Hitler hoch geschätzt, der ihn in seine "Gottbegnadetenliste" aufnahm und ihn so vor dem Kriegsdienst bewahrte. Nach dem Krieg arbeitete Paul als Architekt am Wiederaufbau von Höxter und Düsseldorf. Im Jahr 1948 lehnte er eine Berufung zum Präsidenten der Deutschen Akademie in Ost-Berlin ab. Im Jahr 1955 wurde er von der Akademie der Künste wieder aufgenommen. Im Jahr 1957 zog er nach Berlin, wo er 1968 im Alter von 94 Jahren starb.
Ausgewählte Bibliographie
Alfred Ziffer (Hg.): Bruno Paul. Deutsche Raumkunst und Architektur zwischen Jugendstil und Moderne, Münchner Stadtmuseum, München 1992.
Sonja Günther: Bruno Paul. 1874-1968, Berlin 1992.
Andreas Strobl; Barbara Palmbach: Bruno Paul. Simplicissimus, München 2003.
Ralph Musielski: Bau-Gespräche. Architekturvisionen von Paul Scheerbart, Bruno Taut und der "Gläsernen Kette", Berlin 2003.
DEUTSCHE VERSION
Bruno Paul (1874 Seifhennersdorf - 1968 Berlin). Selbstporträt, um 1895. Bleistift auf Papier, auf Karton aufgezogen, 53,5 x 35 cm, links oben signiert "Paul.".
- Homo nudus -
zum Werk
In einer Spiegelsituation steht sich Bruno Paul innerhalb des Bildes selbst gegenüber. Während sein formatdurchmessender Körper in der bildparallelen Profilansicht gezeigt wird, wendet er sich mit dem Kopf ins Bild hinein, um dort seiner selbst ansichtig zu werden, wobei der leichtere Auftrag des Zeichenwerkzeugs anzeigt, dass es sich hier um eine andere Realitätsebene - eben um ein Spiegelbild - handelt. Die Selbstbegegnung ist eine nüchterne Selbstbetrachtung der eigenen 'nackten Tatsächlichkeit'. Eine Bestandsaufnahme jenseits akademischer Idealisierung, deren Ausgangs- und Zielpunkt die zugleich an den vom Spiegelbild adressierten Betrachter gerichtete Erkenntnis ist: "Ich bin, der ich bin." Und die eigene Daseinsform weist durchaus Unförmigkeiten auf, die besonders auffällig werden, indem sich Paul in der Schlussstellung porträtiert, was eine akademische Körperbetrachtung geradewegs herausfordert. Pikanterweise hat er diese Selbsterkundung auf der Innenseites des Einbanddeckels einer Mappe für Stickerei-Darstellungen angefertigt, die als Vorlagen zum Studium feiner Schönheitsformen dienen.
Trotz der Realistik einer ungeschönt wahrhaftigen Selbstdarstellung besteht dennoch eine Unfassbarkeit. Der Porträtierte bleibt sich selbst verborgen, wovon der in der Selbstbeobachtung sich selbst gegenüber distanzierte Blick zeugt. Dementsprechend erscheint die eine Gesichtshälfte im Spiegelbild wie ausgelöscht.
Bruno Paul schafft hier ein innerhalb seines Oeuvres einzigartiges Selbstporträt, das in Form einer bildlichen Selbstreflexion auf ergreifende Weise die Erfahrung der Selbstentfremdung der Moderne veranschaulicht.
Alfred Ziffer (Hg.): Bruno Paul. Deutsche Raumkunst und Architektur zwischen Jugendstil und Moderne, Münchner Stadtmuseum, München 1992, Kat. Nr. 5, S. 26. Dort als "Männlicher Akt" von 1894/95 ausgewiesen.
für Künstler
Aufgrund seiner zeichnerischen Begabung absolvierte Bruno Paul von 1890 bis 1893 eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Dresden und nebenher ein Praktikum als Bauzeichner. Seit 1894 studierte Paul dann bei Paul Höcker an der Kunstakademie und besuchte parallel dazu Vorlesungen an der Technischen Hochschule. Zwischen 1896 und 1900 lieferte er grafische Beiträge für die "Jugend" und von 1897 bis 1906 zahlreiche Illustrationen für den "Simplicissimus". Daneben fertigte er Buchillustrationen und Ausstellungsplakate an.
1898 gründete er zusammen mit Bernhard Pankok, Richard Riemerschmid und Hermann Obrist die "Münchner Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk" und entwarf Möbel, Textilien, Tapeten, Teppiche und Metallarbeiten. Zudem gehörte Paul zu den Gründungsmitgliedern der 1903 in Leben gerufenen "Münchner Vereinigung für angewandte Kunst", deren Zielsetzungen das Programm des "Deutschen Werkbundes" vorwegnahmen, zu dessen Initiatoren Paul ebenfalls gehörte.
Die Auszeichnungen für Raumausstattungen, die Paul in Paris (1900), St. Louis (1904) und Dresden (1906) zu teil wurden, führten 1907 zu seiner Berufung als Leiter der Unterrichtsanstalt am Kunstgewerbemuseum in Berlin, die Wilhelm von Bode, trotz Pauls früherer Karikaturen im Simplicissimus, gegen Kaiser Wilhelm II. durchsetzte. Mit dem Bau und der aufwendigen Ausstattung von "Haus Westend" für den Direktor der Berliner Filiale der Vereinigten Werkstätten 1908 wurde Paul zum gefragten Architekten des Berliner Großbürgertums, der auch für die Ausstattung von Schiffen der Norddeutschen Lloyd herangezogen wurde. Von 1907 bis 1908 war Ludwig Mies van der Rohe und zwischen 1909 und 1910 der spätere Bauhausarchitekt Adolf Meyer im Architekturbüro Bruno Pauls tätig.
1908 entwickelte Paul das erste "Typenmöbel-Programm" und 1911 die "Serien-Möbel", die bis 1942 an den Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau hergestellt wurden. 1910 wurde Paul mit der künstlerischen Leitung der Deutschen Abteilung auf der Weltausstellung in Brüssel betraut. Nach seiner Aufnahme in die Preußische Akademie der Künste, 1919, verlegte Paul seine Reformbemühungen verstärkt in den Bereich der staatlichen Kunstausbildung und gab die programmatische Schrift "Erziehung der Künstler an staatlichen Schulen" heraus. 1924 erwirkte er die Vereinigung der Unterrichtsanstalt und der Hochschule der bildenden Künste zur "Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst" - die heutige Universität der Künste Berlin.
1925 erwarb Paul das "Richmodishaus" in Köln und richtete in Berlin die "Vereinigten Zoo-Werkstätten" ein, die zunächst Lampen und später auch Möbel herstellten. Nach internationalen Erfolgen, die Pauls führende Rolle auf dem Gebiet der künstlerischen Wohngestaltung befestigten, musste er mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten sein Amt niederlegen. 1937 wurde er zusammen mit Ernst Barlach, Ernst Ludwig Kirchner, Ludwig Mies van der Rohe und Emil Rudolf Weiß als "politisch unzuverlässig" aus der Kunstakademie ausgeschlossen. Dennoch wurde Paul von Adolf Hitler geschätzt, der Paul in dessen "Gottbegnadeten-Liste" aufnahm, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahrte. Nach dem Krieg betätigte sich Paul in Höxter und Düsseldorf als Architekt am Wiederaufbau. Die Berufung zum Präsident der Deutschen Akademie in Berlin-Ost 1948 lehnte er ab. 1955 wurde er von der Akademie der Künste rehabilitiert. 1957 übersiedelte er nach Berlin, wo er 1968 im Alter von 94 Jahren starb.
Auswahlbibliographie
Alfred Ziffer (Hg.): Bruno Paul. Deutsche Raumkunst und Architektur zwischen Jugendstil und Moderne, Münchner Stadtmuseum, München 1992.
Sonja Günther: Bruno Paul. 1874-1968, Berlin 1992.
Andreas Strobl; Barbara Palmbach: Bruno Paul. Simplicissimus, München 2003.
Ralph Musielski: Bau-Gespräche. Architekturvisionen von Paul Scheerbart, Bruno Taut und der "Gläsernen Kette", Berlin 2003.
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- Papier etwas nachgedunkelt, angestaubt und mit leichten Knicken, rückseitig Montagereste. Das Bild selbst in leuchtenden Farben und gutem Zustand.
- Theatralischer Realismus -
Die Zeichnung ist in der von Bruno Cassirer 1925 herausgegebenen Reihe "Kunst und Künstler" (Bd. XXIII, Nr. 2, S. 49) abgebildet, wo sie als Porträt des Schauspielers Karl Seydelmann identifiziert wird, der wahrscheinlich Max Piccolomini aus Friedrich Schillers "Wallenstein" spielt. Parallel zu Hosemanns realistischer Kunst hatte Seydelmann mit seinen ausdrucksstarken Darstellungen der realistischen Schauspielkunst in Deutschland zum Durchbruch verholfen. Von 1838 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1843 war Seydelmann als Hofschauspieler in Berlin tätig.
Hosemann zeigt den Schauspieler, der Max Piccolomini darstellt, mit Sturmhaube und Rüstung. Im Kontrapost stehend, auf sein Schwert gestützt, erscheint Max Piccolomini als mächtige Figur, die mit sich selbst nicht im Reinen ist, sondern aufgrund einer schicksalhaften Entscheidung an ihrem Platz bleibt. Seine innere Zerrissenheit drückt sich in den gegensätzlichen Richtungen seines Blicks und seiner Hand aus und verdeutlicht die letztlich an ihn selbst gerichtete Frage: "Soll ich das wirklich tun? Das innere Dilemma wird besonders anschaulich dadurch, dass die Gesten nicht in barocker Theatralik ausufern, sondern in schlichter Alltäglichkeit gehalten sind. Hier zeigt sich der "neue Realismus", der Seydelmanns Stück mit Hosemanns Kunst verbindet. Die Meisterschaft von Hosemanns expressivem Realismus konzentriert sich in der "sprechenden" Physiognomie.
Über den Künstler
Theodor Hosemann arbeitete von 1819 bis zu seinem zwölften Lebensjahr in der "Lithografischen Anstalt Arnz & Winckelmann" in Düsseldorf. Von 1822 bis 1828 studierte er auch an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er ab 1826 Schüler von Wilhelm Schadow war. 1828 trennte sich Johann Christian Winckelmann von seinen Geschäftspartnern, den Brüdern Heinrich und Josef Arnz, und eröffnete in Berlin den Verlag "Winckelmann & Söhne", der sich auf Bilder- und Kinderbücher spezialisierte. Theodor Hosemann folgte Winckelmann als Illustrator des Verlags nach Berlin, wo er sich schnell einen Namen machte und ab 1830 auch für die "Bunten Hefte" von George Gropius arbeitete. Von 1834 bis 1852 arbeitete er mit dem scharfzüngigen Humoristen Adolf Glaßbrenner zusammen, der unter dem Namen Adolf Brennglas publizierte, und schuf Illustrationen für dessen Serien "Berlin, wie es ist und - trinkt", "Berliner Volksleben" und "Komischer Volkskalender". Von 1842 bis 1855 war Hosemann Mitglied...
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Der Schauspieler Karl Seydelmann als Soldat / - Die Ausdruckskraft einer einfachen Pose -
Theodor Hosemann (1807 Brandenburg - 1875 Berlin), Der Schauspieler Karl Seydelmann als Soldat, um 1840. Aquarell in Bleistift, 22 cm (Höhe) x 14,7 cm (Breite), rechts unten in Bleistift signiert "Th.[eodor] Hosemann. f.[ecit]".
- Papier etwas nachgedunkelt, angestaubt, mit leichten Knickspuren und Montageresten im oberen Rand. Das Bild selbst in leuchtenden Farben und gutem Zustand.
- Die Ausdruckskraft einer einfachen Pose -
Möglicherweise eine Figur aus Friedrich Schillers "Wallenstein" darstellend, blickt der Schauspieler Karl Seydelmann, bewaffnet mit Muskete und Schwert, in die Ferne. Der Körper ist frontal ausgerichtet, der linke Arm ruht an der Seite, was der Figur ein Gefühl der Macht verleiht, das durch die Waffen unterstrichen wird, und gleichzeitig die Entschlossenheit zum Ausdruck bringt, sich dem Feind zu stellen. Die hochgehaltene Muskete entspricht einem Fahnenmast, und die Bereitschaft zum Kampf scheint durch die gezeigte Haltung motiviert zu sein. Dazu passt auch das flammende "Signalrot", das die Haltung dramatisiert.
Die Ausdruckskraft der Darstellung speist sich aus einfachen, fast alltäglichen Gesten und offenbart den "neuen Realismus", der Seydelmanns Stück mit Hosemanns Kunst verbindet. Die Meisterschaft von Hosemanns expressivem Realismus konzentriert sich in der "sprechenden" Physiognomie.
Über den Künstler
Theodor Hosemann arbeitete von 1819 bis zu seinem zwölften Lebensjahr in der "Lithografischen Anstalt Arnz & Winckelmann" in Düsseldorf. Von 1822 bis 1828 studierte er auch an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er ab 1826 Schüler von Wilhelm Schadow war. 1828 trennte sich Johann Christian Winckelmann von seinen Geschäftspartnern, den Brüdern Heinrich und Josef Arnz, und eröffnete in Berlin den Verlag "Winckelmann & Söhne", der sich auf Bilder- und Kinderbücher spezialisierte. Theodor Hosemann folgte Winckelmann als Illustrator des Verlags nach Berlin, wo er sich schnell einen Namen machte und ab 1830 auch für die "Bunten Hefte" von George Gropius arbeitete. Von 1834 bis 1852 arbeitete er mit dem scharfzüngigen Humoristen Adolf Glaßbrenner zusammen, der unter dem Namen Adolf Brennglas publizierte, und schuf Illustrationen für dessen Serien "Berlin, wie es ist und - trinkt", "Berliner Volksleben" und "Komischer Volkskalender". Von 1842 bis 1855 war Hosemann Mitglied...
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