Canne Murano Glasvase von Gio Ponti, Venini Murano Italien

Der Leggera-Stuhl ist sowohl allein als auch in jeder Umgebung ein Blickfang, ganz im Sinne von Giò Ponti (1891-1979). 

Der begabte Mailänder Architekt - der auch entwarf, lehrte und schrieb - studierte Architektur an der angesehenen Polytechnischen Universität Mailand und schloss 1921 ab. Es folgten eine Tätigkeit in einem Architekturbüro sowie preisgekrönte Porzellandesigns für Richard Ginori. Ab 1928 gab Ponti die angesehene Designzeitschrift Domus heraus und förderte die Novocento-Bewegung, die sich gegen die „falsche Antike“ und die „hässliche Moderne“ in Architektur und Design wandte. Dies entsprach ganz Pontis eigenem Stil, der den historischen Klassizismus Italiens mit einem modernen Ideal verband. Die Arbeit des Möbelbauers strahlt bis heute diesen Geist der Innovation und Zeitlosigkeit aus, so wie es auch beim Leggera-Stuhl der Fall war. 

Mit dem Stuhl Leggera aus dem Jahr 1952 und dem darauf folgenden Superleggera gab Ponti den traditionellen italienischen Landhausmöbeln eine neue Bedeutung. Dabei ließ er sich vor allem von den einfachen, aber bekannten Stühlen inspirieren, die in Chiavari, einem nahe gelegenen Fischerdorf, entworfen wurden. Die sich sanft verjüngenden Beine, die Leiterrückenlehne und die Sitzfläche aus Schilfrohr sind Merkmale, die den Leggera für alle Sammelnden leicht erkennbar machen. Und wie bei den meisten Möbeln von Ponti verleihen die sich verjüngenden Stützen und der leichte Eschenholzrahmen – leggera bedeutet auf Italienisch „leicht“ – dem Stuhl ein ballerinenähnliches Aussehen, als ob er auf Zehenspitzen tanzen würde. Der Leggera wurde erstmals von Cassina hergestellt und stellte auch in seiner reduktionistischen Bauweise einen kühnen Schritt dar. Das Gestell des Stuhls wurde auf die wesentlichen Linien reduziert und bietet die Illusion der Schwerelosigkeit, wie Pontis beste Arbeiten. 

Seit den 1930er Jahren - und vor allem in den Nachkriegsjahren - spielte Venini & Co. eine führende Rolle bei der Wiederbelebung der italienischen High-End-Glasindustrie, indem es innovative modernistische Designer mit den geschickten Kunsthandwerkern zusammenbrachte, die in den jahrhundertealten Glaswerkstätten auf der venezianischen Insel Murano außergewöhnliche Kronleuchter, Wandleuchter und andere Beleuchtungen herstellten.

Während der Mitbegründer des Unternehmens, Paolo Venini (1895-1959), selbst ein hochtalentierter Glasdesigner war, bestand sein wahres Genie darin, zukunftsorientierte italienische und internationale Designer in die heiligen Werkstätten von Murano einzuladen, um Venini-Stücke zu entwerfen - darunter Gio Ponti, Massimo Vignelli, der finnische Designer Tapio Wirkkala, Thomas Stearns aus den Vereinigten Staaten und Fulvio Bianconi.

Paolo Venini war eine Zeit lang als Anwalt tätig, obwohl seine Familie schon seit Generationen in der Glasherstellung tätig war. Nachdem er sich zunächst an einer venezianischen Glasfirma beteiligt hatte - 1921 gründete er zusammen mit dem Antiquitätenhändler Giacomo Cappellin die Firma Vetri Soffiati Cappellin Venini & C. - übernahm Venini 1925 die Firma als sein eigenes Unternehmen, das unter seiner Leitung vor allem klassische Barockdesigns produzierte.

1932 stellte Venini den jungen Carlo Scarpa- der sich später auch als Architekt hervortun sollte - als seinen Chefdesigner ein. Scarpa, der mit erfahrenen Glaskünstlern zusammenarbeitete, modernisierte Venini von Grund auf, indem er einfache, reduzierte Formen, leuchtende Primärfarben und kühne Muster wie Streifen, Bänder und abstrakte Kompositionen einführte, die Querschnitte von murrine (Glasstäbe) verwendeten.

Als die besten Entwürfe von Paolo Venini gelten seine zweifarbigen Clessidre-Sanduhren, die ab 1957 hergestellt wurden, und die Vase Fazzoletto ("Taschentuch"), , die er 1949 zusammen mit Bianconi entwarf. Bianconis Meisterwerke werden von vielen als seine Pezzato-Werke angesehen - farbenfrohe Vasen mit Mustern, die denen eines Patchwork-Quilts ähneln.

Weitere bemerkenswerte und sehr begehrte Vintage Venini Werke sind Pontis zweifarbige Flaschen mit Stopfen (um 1948); seltene Glasskulpturen aus der Doge Serie von Stearns, dem ersten Amerikaner, der für die Firma entwarf; Vignellis gestreifte Laternen aus den 1960er Jahren; die Occhi Vasen mit ösenförmigen Mustern von Tobia Scarpa (Sohn von Carlo); und, mit ihrer fast zenhaften Reinheit, die Bolle ("Bubbles") Flaschen, die 1968 von Wirkkala entworfen wurden. 

Mit diesen Werken - und vielen anderen von einigen der kreativen Titanen des 20. und 21. Jahrhunderts - hat Venini eines der wirklich großen Werke des modernen Designs geschaffen.

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