Designer-Spotlight

Von Paris bis Miami: Caroline Sarkozy und Laurent Bourgois realisieren monumentale Designprojekte

Die Innenarchitektin Caroline Sarkozy und der Architekt Laurent Bourgois arbeiten über ihr Pariser Unternehmen CSLB Studio gemeinsam an Projekten (Porträt: Richard Schroeder). Oben: Im Wohnzimmer eines von dem Duo entworfenen Apartments im Londoner Stadtteil Chelsea rahmen ein Sofa von Kaare Klint und zwei Sessel von Fritz Hansen einen maßgefertigten Cocktailtisch ein. Über dem Kamin hängt ein Spiegel von Jaime Hayon. Alle Fotos: Jean-François Jaussaud, sofern nicht anders angegeben.

Als die in Frankreich geborene Innenarchitektin Caroline Sarkozy an der Parsons School of Design in New York studierte, arrangierte eine ihrer Großmütter ein Treffen mit der italienischen Architekturlegende Renzo Mongiardino, um ihr ein Sommerpraktikum bei ihm zu verschaffen. Das Gespräch fand im Mailänder Apartment des Maestros statt und ließ sie „wie versteinert“ zurück, so erinnert sich Sarkozy.

„Die Fensterläden waren geschlossen; es war also sehr dunkel. Und er war viel größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte – mit langem weißen Bart und einer tiefen Stimme. Ich kam mir so unbedeutend vor“, so die Innenarchitektin. „Bis heute ärgere ich mich, dass ich eine so tolle Chance verpasst habe.“

Aber immerhin hat sie das nicht davon abgehalten, eine äußerst erfolgreiche Karriere hinzulegen. Statt bei Mongiardino lernte Caroline Sarkozy bei Mark Hampton und Andrée Putman, bevor sie 1998 ihr eigenes Unternehmen gründete. Seitdem hat sie Projekte von London bis Aspen und von den Bahamas bis in den Nahen Osten realisiert.

Im Laufe der Jahre hat sich zwischen der Innenarchitektin und dem Architekten Laurent Bourgois eine enge berufliche Beziehung entwickelt. Heute haben sie beide eigene Firmen, die nur einen Steinwurf voneinander entfernt im 11. Arrondissement in Paris östlich von der Place de la Bastille liegen. Und gelegentlich arbeiten sie immer noch an getrennten Projekten. Nebenbei betreiben sie auch ein gemeinsames Unternehmen, CSLB Studio, über das sie die gemeinsamen Aufträge annehmen, die den Großteil ihrer Arbeit ausmachen.

Wer bei diesen Kollaborationen was macht, lässt sich bisweilen schwer sagen.

„Es geht nicht darum, dass ein Architekt die Bauarbeiten beaufsichtigt und eine Innenarchitektin die Stoffe auswählt“, erklärt Bourgois. „Unsere Teams arbeiten von Anfang bis Ende Hand in Hand. Ich sage eventuell mal, was ich von bestimmten Vorhängen halte, und Caroline sagt mir, wie sie die Struktur einer Wohnung verändern würde.“

Caroline Sarkozy, die übrigens die Halbschwester des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy ist, hat das Wohnzimmer ihrer eigenen Wohnung in Paris mit einem Napoleon III.-Sofa eingerichtet, das sie von einer ihrer Großmütter geerbt hat, und einem Cocktailtisch, den Hubert Le Gall vor 22 Jahren eigens für sie entworfen hat. Die Sessel neben einem achteckigen Beistelltisch von Josef Frank hat sie auf einem Flohmarkt in der Nähe gefunden. Das Kunstwerk auf der rechten Seite stammt von Hussein Madi.

Obwohl sich das Duo vollkommen einig ist, wenn es um Qualität, die Liebe zum Detail und den Wunsch nach Strenge und Organisation geht, haben beide ein sehr unterschiedliches ästhetisches Empfinden. Sarkozys Geschmack ist zeitgenössischer, Bourgois dagegen liebt das Frankreich des 18. Jahrhunderts.

Das Ergebnis ist ein Portfolio aus äußerst verschiedenen Stilen – von, wie Bourgois es ausdrückt, „extrem klassischen Châteaus“ bis hin zu „Wohnungen, die mit Möbeln aus dem 20. Jahrhundert eingerichtet sind, wie zum Beispiel von Jean Royère“.

Die beiden lernten sich im Jahr 2000 über einen gemeinsamen Bekannten kennen. Bourgois behauptet, er habe Sarkozy ein Projekt in Paris abgeluchst, sie dagegen besteht darauf, es abgelehnt zu haben. „Ich lebte damals in London und es war einfach zu kompliziert, das Projekt aus der Ferne zu managen“, erklärt sie.

Viele Jahre, nachdem sie zurück in die französische Hauptstadt gezogen war, wurde Sarkozy von einem russischen Oligarchen gebeten, an einem ziemlich ausgefallenen Projekt in der Nähe von Moskau mitzuarbeiten, und sie fragte Bourgois, ob er an einer Zusammenarbeit interessiert sei.

Letztendlich wurde aus dem Auftrag nichts. Aber eine ereignisreiche Reise in die russische Hauptstadt besiegelte ihre Freundschaft. Die beiden erinnern sich an ein Abendessen mit Tellern voller Kaviar und Diamanten, zu dem sie von einer Polizeistaffel eskortiert wurden.

Doch es sollte noch fünf Jahre dauern, ehe sie zum ersten Mal zusammenarbeiteten – zunächst an einer 600 Quadratmeter großen Wohnung in der Pariser Edel-Avenue Montaigne und anschließend an einem stattlichen Haus am Meer in der Normandie.

Bourgois studierte Architektur an der École des Beaux-Arts in Paris und entwarf dann über mehrere Jahre hinweg Wohnsiedlungen in wenig glamourösen Vororten. Mitte der 1980er-Jahre brauchte ein befreundeter Architekt Hilfe bei einem deutlich mondäneren Projekt: das Haus des mittlerweile verstorbenen Modeschöpfers Hubert de Givenchy in der Rue de Grenelle in Paris. Bourgois schloss sich dem Auftrag seines Freundes an und gründete einige Jahre später seine eigene Firma, die sich auf exklusive Inneneinrichtungen für Wohnhäuser spezialisierte.

Kaum ein Text über Caroline Sarkozy kommt ohne eine Erwähnung ihrer familiären Beziehungen aus: Sie ist die Halbschwester des ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy, ihr Bruder Olivier ist der Ex-Mann von Mary-Kate Olsen, die zunächst als Schauspielerin bekannt wurde und mittlerweile ein wahres Modeimperium leitet. Obwohl sie in Frankreich geboren wurde, zog Caroline Sarkozy im Alter von neun Jahren in die USA, als ihre Mutter den US-Diplomaten Frank G. Wisner heiratete.

Als Kind übten die Häuser ihrer Großmütter eine enorme Faszination auf Sarkozy aus. „Beide arbeiteten mit Dekorateur*innen zusammen und ich ging immer mit ihnen zu den Besprechungen“, erinnert sie sich.

Ihre Großmutter mütterlicherseits, Marie-Hélène de Ganay, besaß ein Zuhause in Paris, das gefüllt war mit französischen Möbeln aus dem 18. Jahrhundert und Werken von Künstler*innen wie Georges Braque and Christian Bérard. Wisners Mutter, Polly Fritchey, war eine Dame aus der feinen Washingtoner Gesellschaft mit einem prachtvollen Haus in Georgetown. Der Einfluss ihrer Großmütter zeigt sich in Sarkozys tiefer Liebe zu Objekten. „Ich sehe Schönheit in allem“, schwärmt sie. „Ich kann mich genauso in eine skandinavische Anrichte verlieben wie in ein Objekt aus Ozeanien.“

Für ein mediterran angehauchtes Haus in Miami wählte das Designer-Duo Polstersessel ohne Armlehne von Otto Schultz – ein Fundstück aus dem Studio Schalling – und eine Stehlampe von Gio Ponti aus geblasenem Glas. Die mit Seidensamt bezogenen Sessel wurden von CSLB designt. Das Kunstwerk an der Wand stammt vom kubanischen Künstler Damian Aquiles.

Die Eigentümer*innen eines der jüngsten Projekte von Sarkozy und Bourgois – eine Wohnung im Londoner Stadtteil Chelsea – legen eine ähnliche Leidenschaft an den Tag: „Vor allem er ist verrückt nach Dingen“, lacht Sarkozy. „Auf dem Schreibtisch ist kaum Platz für ein Blatt Papier.“

Der Auftrag bestand größtenteils darin, die Kunst- und Möbelsammlung der Kund*innen zu arrangieren, darunter ein Sofa von Kaare Klint und zwei Sessel von Fritz Hansen (die schließlich im Wohnzimmer ihren Platz fanden), ein Sessel von Hans Wegner (im Arbeitszimmer) und ein Kronleuchter mit passenden Wandleuchten von Arteluce-Gründer Gino Sarfatti (im Hauptbadezimmer).

Sarkozy und Bourgois ergänzten das Interieur durch eine Reihe maßgefertigter Stücke, wie die Strohmarketerie, der Messing- Cocktailtisch und der geometrisch geflieste Kamin im Wohnzimmer, dessen Muster von den Böden italienischer Kirchen inspiriert ist. „Ich habe diese Böden sehr intensiv studiert – wir greifen viele ihrer Motive in unseren Projekten auf“, erklärt Sarkozy.

Ein ähnliches Spiel mit verschiedenen Mustern kommt auch in den rechteckigen grauen und weißen Fliesen in einem der Badezimmer des mediterran inspirierten Hauses in Miami zum Tragen. Unter den Objekten, die Sarkozy und Bourgois für das Anwesen, bei dem sie mit dem amerikanischen Architekten Brian O’Keefe zusammenarbeiteten, erwarben, finden sich zwei Royère-Wandleuchten, ein Kronleuchter von Patrice Dangel und ein Esstisch von George Nakashima.

Wie bei allen ihren Projekten ließen sie ein paar Elemente einfließen, die das Ganze ein wenig aufpeppen. Das wohl dramatischste Objekt ist eine totemähnliche Porzellanskulptur von Ai Weiwei, die an aufeinandergestapelte blau-weiße Vasen erinnert. Das Kunstwerk steht am Fuß der Haupttreppe, fast wie ein Wachposten.

Im Wohnzimmer findet sich außerdem eine Theke aus den 1950er-Jahren mit mehrfarbigem Wirbelmotiv aus Pergament und die Decke in einem der Flure ist mit Dutzenden Quadraten in verschiedenen Pastelltönen gestaltet.

„Inneneinrichtungen, die zu eintönig sind, langweilen mich“, sagt Sarkozy. „Man muss immer etwas Schräges einbringen.“

Sarkozy ist es wichtig, dass jedes Objekt, das sie auswählt, eine starke Präsenz hat. Das gilt auch für ihre eigenen vier Wände, ein Dreizimmerapartment mit Blick auf die Seine.

Der Eingangsbereich wird von einer markanten Eichenholzanrichte des schwedischen Architekten Ernst Spolén aus dem 20. Jahrhundert dominiert; den Mittelpunkt des Wohnzimmers bildet ein Cocktailtisch, den Hubert Le Gall vor 22 Jahren eigens für Sarkozy entworfen hat und der sie seither begleitet. „Wenn ein Objekt gut designt ist, wird man seiner nie überdrüssig“, findet sie.

Ein weiteres Lieblingsstück ist der ausziehbare schwarz-weiße Esstisch von Janette Laverrière mit Formica-Platte und einem Unterbau aus gebeiztem Kirschholz. „Man kann sogar heiße Töpfe darauf abstellen“, erläutert sie. „Ich liebe die Tatsache, dass der Tisch nicht nur schön, sondern auch praktisch ist.“

Doch das Objekt, das ihr am meisten am Herzen liegt, ist ohne Frage das Napoleon III.-Sofa, ein Erbstück ihrer französischen Großmutter.

„Ich sage mir immer: Das musst du endlich durch ein neues Sofa ersetzen. Aber ich kann mich einfach nicht davon trennen. Ich mag es so sehr!“[Ende]

Caroline Sarkozy – Schnellauswahl

Liberty and Co., Stuhl mit Armlehnen, 1900
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Liberty and Co., Stuhl mit Armlehnen, 1900

„Laurent ist gerade aus Cornwall zurückgekommen und hat nur noch Liberty im Kopf!“

Edouard Benedictus, Teppich, 1930
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Edouard Benedictus, Teppich, 1930

„Dieser Teppich wird einem Designer zugeschrieben, der in erster Linie Chemiker war und das Sicherheitsglas erfunden hat! Das Stück ist elegant und ausbalanciert.“

André Dubreuil, Wandleuchten, 1990er-Jahre
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André Dubreuil, Wandleuchten, 1990er-Jahre

„Für ein gutes Design sind Leuchten absolut unverzichtbar. Wir lieben diese Wandleuchten des wunderbaren zeitgenössischen Künstlers André Dubreuil aus Frankreich und geben oft Objekte bei ihm in Auftrag.“

Archibald Knox für Liberty and Co., Kerzenständer „Cymric“, 1912–13
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Archibald Knox für Liberty and Co., Kerzenständer „Cymric“, 1912–13

„Wer mag kein Silber? Vor allem, wenn es sich in einem so hochwertigen Design präsentiert.“

Marie Suri, Kaminschirm „Constellation“, neu, designt 2016
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Marie Suri, Kaminschirm „Constellation“, neu, designt 2016

„Ein origineller und fantasievoller Kaminschirm. Wir lieben ihn einfach und haben ihn bestellt.“

Gustave Serrurier-Bovy, Beistellstuhl „Silex“, 1907
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„Ich bin glückliche Besitzerin eines solchen Exemplars – das erste, das man per Katalog bestellen konnte und das nach Hause geliefert wurde, wo man den Stuhl dann selbst zusammenbaut.“

Karl Blossfeldt, Fotografien, 1942
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Karl Blossfeldt, Fotografien, 1942

„Die Stilllebenfotografie von Blossfeldt hat mich bei vielen unserer Kreationen inspiriert.“

Wharton Esherick, Sofa, 1958
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Wharton Esherick, Sofa, 1958

„Dieser herausragende amerikanische Designer verdient mehr Anerkennung.“

Garderobenhaken, Luigi Caccia Dominioni zugeschrieben, 1940er-Jahre
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„Auch das kleinste Detail zählt – selbst wenn es Garderobenhaken sind!“

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