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Apotropäische Teufelsfigur

1120/50

Angaben zum Objekt

APOTROPÄISCHE TEUFELSFIGUR Rätoromanisch Südtirol oder Graubünden Etwa 1120/50 Geschnitztes Kiefernholz Originalfassung Höhe 151 cm Diese einzigartige Figur ist eine dämonische, teufelsähnliche Gestalt, die aus einem Teil eines langen Kiefernholzbalkens (Länge 151 cm) geschnitzt wurde. Vermutlich handelt es sich bei diesem Objekt um ein architektonisches Element einer Holzdecke, entweder in einer Burg, einer Festung oder einem Rathaus. Die Alpenfigur ist stilistisch dem Raum Graubünden bis Südtirol zuzuordnen und stammt aus der Zeit um 1120-50. Besonders bemerkenswert sind die alten Reste des Rahmens der Figur. Als Inbegriff des Bösen wird der Teufel entweder als Einzelfigur oder in einer Gruppe von dämonischen Gestalten dargestellt. In der Bibel selbst gibt es keine Beschreibung des Teufels; daher war es Aufgabe der Bildschnitzer, geeignete physiognomische Merkmale zu erfinden. Typisch ist die Vermischung mit Merkmalen heidnischer, griechisch-römischer Götter, wie den Ziegenfüßen oder -tatzen und den Widderhörnern des Gottes Pan. Besonderheiten des romanischen Stils sind die drastisch geweiteten Augen sowie die tief angesetzten Augenbrauen oder das dichte Kopfhaar, das sich in abstrahierter Weise zu einem Horn aufrollt. Weitere physiognomische, fast animalische Details sind eine dicke Knollennase und ein übergroßer Mund mit spitzen Zähnen und einer langen, herausgestreckten Zunge, die das wappenartige Schild berührt, das der Dämon in seinen Händen hält. Die hockende Teufelsfigur, die in starker Frontalität dargestellt ist, präsentiert den Schild vor dem Körper, was auf die repräsentative Funktion der Heraldik hinweist. Dies ist eine einzigartige Darstellung der Synthese von heraldischer und apotropäischer Funktion. Solche furchteinflößenden Figuren wirken apotropäisch, d. h. unheilvoll, und dienen daher dem Schutz der Struktur. Das erklärt, warum Häuser mit solchen Motiven verziert wurden, zum Beispiel in Form von Wasserspeiern in Kathedralen. Diese Figur hat nun eine doppelte Funktion: Sie schützt und trägt ein Familienwappen, das vermutlich von der Familie stammt, die das Gebäude gestiftet hat, für das diese Teufelsfigur ursprünglich bestimmt war. Die Mimik der Figur ist besonders ausgeprägt, ebenso wie die herausgestreckte Zunge. Die Bibel misst der Zunge als Symbol der Sprache große Bedeutung bei, weil sie eine mächtige Stimme oder eine Gottheit verkörpert. In Verbindung mit Medusa, einer weiteren apotropäischen Figur, deutet dies auf einen alles verschlingenden Hunger hin. Im Falle des Teufels kann die herausgestreckte Zunge auch als sexuelle Anspielung gedeutet werden. Dieses Motiv ist seit dem 11. Jahrhundert als Attribut des Teufels bekannt, das mit Angst, Gotteslästerung und Sünde in Verbindung gebracht wird, was wiederum mit der dämonischen Sphäre assoziiert wird. Es hat wahrscheinlich auch eine warnende Wirkung auf den Betrachter, da es als visuelles Zeichen des Sprechens gesehen werden kann. Hier wird dieses Motiv jedoch spielerisch eingesetzt, um die Aufmerksamkeit auf das Wappenschild zu lenken, das mit ziemlicher Sicherheit ursprünglich mit heraldischen Zeichen des Stifters bemalt war. Darstellungen von Sündern, die vom Teufel gefressen werden, finden sich als Bauplastik in der Kirche St. Peter in Chauvigny aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Hier streckt der nackte Sünder seine Zunge heraus und wird von einer löwenähnlichen Kreatur verschlungen, die den Sterblichen mit zwei ihrer Pranken an sich drückt. Dies ist vergleichbar mit dem folgenden Bibelzitat: "Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann." (1 Petrus 5:8). Eine Teufelsfigur mit ähnlichen physiognomischen Merkmalen und herausgestreckter Zunge befindet sich am Fürstenportal in Bamberg (um 1230). Weitere Dämonenfiguren befinden sich auf dem Tympanon der Westfassade der Klosterkirche Sainte-Foy aus dem 12. Jahrhundert in Conques. Ein Beispiel für eine hockende Figur ist das Figurenpaar an den Seiten der Rosette des romanischen Portals der Chiesa dei Santi Giovanni e Reparata in Lucca, ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert. Ein weiteres einzigartiges Beispiel für einen Teufel mit einer Trägerfunktion ist der Dämon Asmodeus, der ein Weihwasserbecken trägt, in der 1059 geweihten Kirche Sainte Marie-Madeleine in Rennes-le-Château. Dieses sehr frühe und museale Objekt ist ein äusserst seltenes architektonisches Element in einem prächtigen Erhaltungszustand, das der so genannten "Strasse der Alpenromanik", bestehend aus fast drei Dutzend romanischen Kulturstätten zwischen Südtirol und Graubünden, zugeordnet werden kann. Ähnliche Darstellungen von Fabeltieren oder Ungeheuern finden sich unter anderem am Eingang der Schlosskapelle von Schloss Tirol, das 1125-40 erbaut wurde und einst Sitz der Grafen von Tirol war.
  • Entstehungsjahr:
    1120/50
  • Maße:
    Höhe: 151 cm (59,45 in)Breite: 22 cm (8,67 in)
  • Medium:
  • Zeitalter:
  • Zustand:
    Für das Alter ist dieser Artikel in einem sehr guten Zustand.
  • Galeriestandort:
    Wien, AT
  • Referenznummer:
    1stDibs: LU1143210950542

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