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Stehender Engel

1450/60

Angaben zum Objekt

Stehender Engel mit Fahne Flämisch Um 1450/60 Sandstein 60 x 21 x 15 cm Diese Museumsfigur zeigt einen stehenden Engel mit einer Fahne in der rechten und einer kleinen Schachtel in der linken Hand. Die jugendliche, alterslose Figur trägt einen Mantel, der mit einer dreieckigen, floralen Brosche vor der Brust zusammengehalten wird, über einem langen Gewand. Der Blick des Engels ist nach vorne gerichtet, sein Kopf ist leicht nach links geneigt. Das langgestreckte Gesicht ist modelliert: Die großen mandelförmigen Augen mit betonten Ober- und Unterlidern sind aufmerksam geöffnet und die spitzen Augenbrauen gehen direkt in die Nasenwurzel über. Die gerade Nase über dem ausgeprägten Mund vervollständigt das idealisierte ovale Gesicht des Engels und seinen ruhigen, verinnerlichten Gesichtsausdruck. Besonders bemerkenswert sind jedoch die prächtigen Locken, die nur teilweise durch ein einfaches Stirnband gebändigt werden. Wie vom Wind aufgeplustert, hebt sich das mal parallel gesträhnte, mal wild gedrehte und reichlich gelockte Haar dynamisch von den Ohren ab. Der geneigte Kopf mit diesen seitlich abstehenden Haarwellen vermittelt so einen unmittelbaren Eindruck von Bewegung. Die Körperlichkeit der Skulptur kommt insbesondere durch die organische, lebensechte Bewegung des gelösten Haares zum Ausdruck. Der lebendige Gesamteindruck der Figur wird durch die vielen gerollten Banner, die der Engel dem Betrachter präsentiert, noch verstärkt. Die ausgestreckte Handfläche der rechten Hand wirkt sowohl intim und vertraulich als auch geheimnisvoll enthüllend. Diese Banderole windet sich in sanften Kurven vor dem Körper der Figur, wirft eine Falte über das zweite Attribut in der linken Hand des Engels und fällt locker nach unten. Das volutenförmig aufgerollte Ende des Banners zeigt deutlich die feine Textur des Banners und lenkt gleichzeitig die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den kleinen würfelförmigen Kasten, den der Engel in seinen schlanken, langgliedrigen Fingern hält. Der Würfel ist mit einem gotischen Vierpassmotiv verziert, das häufig im architektonischen Maßwerk von Fenstern zu finden ist, aber auch häufig zur Verzierung von Schatullen und anderen kleinen Kostbarkeiten verwendet wurde. Die ausladenden Gesten in der Darstellung der Attribute suggerieren Dreidimensionalität, im Gegensatz zu den schlauchförmigen Falten am Halsansatz und den filigranen Drapierungen in flachen und mehrfach überlappenden Gewandabschnitten. Die weichen Kurven der Falten erwecken den Eindruck, dass das Kleidungsstück aus einem schweren Stoff besteht, der schräg über die Vorderseite fällt und in mehreren Schüsselfalten unter die rechte Hand gelegt wird. Insgesamt zeugt das bildhauerische Werk von höchstem künstlerischen Können, das die Virtuosität der Bildhauerei in ihrem kostbaren und repräsentativen Gesamteindruck unterstreicht. Die hier erkennbaren einprägsamen Merkmale finden sich in vergleichbaren Bildwerken aus Utrecht um die Mitte des 15. Jahrhunderts, als sich die Bildhauerkunst - insbesondere die Steinbildhauerei - durch eine bemerkenswert hohe Qualität auszeichnete. Besonders hervorzuheben ist der akzentuierte Utrechter Kopftyp mit einem länglich-ovalen Gesicht, mandelförmigen Augen mit schweren Lidern und dichten, lebhaft abstehenden Haarbüscheln, die den Kopf einrahmen. Die Figur ist beispielsweise mit einem Engelskapitell an der Ostseite des Lettners der Joriskerk in Amersfoort (Provinz Utrecht) aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts vergleichbar. Nicht nur die Physiognomie und die Haare, die beim Vergleichsbeispiel etwas mehr horizontal zur Seite stehen, sondern auch die Gewandbauschung oberhalb des Gürtels sind ähnlich. Noch mehr verwandte Motive, wie die geschickt platzierten Schalenfalten, finden sich auf der Kalksteinfigur der Heiligen Maria. Agnes um 1450 (Centraal Museum Utrecht 1788-003). Das Haar wird auch an den Seiten des Kopfes in einem ähnlichen Bouffant-Stil aufgefächert. Ähnlich verhält es sich mit dem Bild des Schutzmantels eines Heiligen. Ursula um 1460-70 aus Eichenholz (Amsterdam Begijnhof, Kapelle), deren Haar gleichmäßig um den Kopf "gestapelt" zu sein scheint. Allerdings wirkt das Haar im Vergleichsbeispiel weniger bewegt und daher zurückhaltender; auch die Schüsselfalten erscheinen tiefer und kantiger als bei dem hier vorgestellten Engel. Der Engel lässt sich also stilistisch zwischen Agnes und Ursula einordnen. Spätere Werke, wie eine wappentragende Engelskonsole aus Eichenholz um 1475 (Deutscher Orden, Ballei Utrecht, Deutsches Haus), zeigen einzelne, parallel nach unten verlaufende Haarsträhnen, die bereits vom Manierismus erfasst zu sein scheinen. Das Haar auf einem Kalksteinfragment eines Engels aus der Zeit um 1480 (Leiden Stedelijk Museum de Lakenhal B145) ist ebenfalls gleichmäßiger und symmetrischer als bei dem hier vorgestellten Engel. Derselbe Kopftypus findet sich auch bei zwei Engeln mit der Arma Christi aus Eichenholz um 1490 (Essen, Collection'S Marks-Thomée), wobei hier das Haar das Volumen des kleinen Gesichts bei weitem übersteigt und auch die Draperie viel kantiger ist. In der Wahl des Bildträgers Stein, in der Ausführung des weich geschwungenen Faltenwurfs und in der Darstellung des charakteristischen Kopftyps verweist der Engel auf die Utrechter Bildhauerkunst um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Figur stammt höchstwahrscheinlich aus einer bedeutenden Utrechter Werkstatt, die zu dieser Zeit spielerische, lebendige Darstellungen mit abwechslungsreichen, naturalistischen Frisuren schuf, die nicht nur von Utrechter Bildhauern der Spätgotik, sondern auch von Bildhauern aus anderen Regionen, wie Jan Borman, einem bedeutenden flämischen Bildhauermeister der Spätgotik und der niederländischen Renaissance aus Brüssel, in abgewandelter Form übernommen wurden.
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