Ellen Hamilton ist eine ausgesprochen undogmatische Innenarchitektin. Ihr New Yorker Unternehmen, Hamilton Design Associates, hat in jüngster Zeit erstaunlich vielfältige Projekte abgeschlossen, zum Beispiel ein kleineres, hauptsächlich weißes Strandhaus auf der Insel Martha’s Vineyard, ausgestattet mit modernistischen Möbeln, eine elegante Wohnung in Manhattan, auf Wunsch der Eigentümer im Stil eines florentinischen Palazzos, und – in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Fairfax & Sammons – ein teakholzverkleidetes Penthouse in Miami Beach, das die Vorliebe der Eigentümer für traditionelle thailändische Inneneinrichtungen zum Ausdruck bringt. Sie vermeidet es, ihre Kundschaft mit ihren eigenen ästhetischen Vorstellungen zu missionieren: „Ich fühle mich wie eine erzählende Designerin“, sagt Hamilton. „Ich erzähle die Geschichte meiner Kund*innen.“
Ihre Designphilosophie wurde durch ihre Arbeit für den Architekten und Designer Peter Marino und später für das Architekturbüro Fox & Fowle (heute FXFowle) geprägt, das sie verließ, um sich selbstständig zu machen. Im Jahr 2000 gründete sie schließlich ihr eigenes Unternehmen. Es war vor allem Marino, erinnert sie sich, der sie die Wertschätzung von Kennerschaft lehrte, „die sich zu einer lebenslangen Leidenschaft entwickeln kann. Für mich hat sich dadurch alles verändert, und zwar für immer.“
Die Geschichte, die die „erzählende Designerin“ in diesem Zuhause in Manhattan erzählt, entspricht dem vielschichtigen, farbenfrohen Profil des Besitzerpaares. Die Wohnung befindet sich im „Kenilworth“, einem historischen Beaux-Arts-Gebäude am Central Park West, dessen ursprüngliche Architektur fast vollständig erhalten ist. Diese hervorragende Grundlage bereitete der Architekt Jeffery Povero von Povero & Co. sehr gefühlvoll auf. Am Projekt arbeitete Hamilton dann gemeinsam mit der Ehefrau, die gern Antiquitäten und ethnische Textilien einkauft. Zahlreiche Einrichtungsgegenstände fand sie selbst und legte sie der Innenarchitektin zur Genehmigung vor. „Ellen war die Redakteurin“, erinnert sie sich, „sie sagte ja oder nein zu den Hunderten von Fotos, die ich ihr schickte.“
Hamilton fügte die genehmigten Objekte zu einem kohärenten Ganzen zusammen, brachte weitere Stücke ein, die sie selbst gefunden hatte oder anfertigen ließ, und integrierte die Sammlung zeitgenössischer Kunst des Paares. Sie verwendete Farben und Texturen, um scheinbar unvereinbare Elemente zu verbinden. Dies gelang hauptsächlich dadurch, dass sie die Farbpalette der einzelnen Räume mit den antiken Teppichen abstimmte, die jeweils den Hintergrund bildeten.
Das Kundenpaar wünschte sich „die Atmosphäre einer klassischen Wohnung an der Upper West Side, die Inneneinrichtung sollte daher einen Bezug zur Vergangenheit haben“, erläutert Hamilton und stellt fest, dass „abgesehen von den Kunstwerken so gut wie alles aus der Zeit zwischen 1860 und 1930 stammt.“
Der Eingangsbereich trennt die Wohn-, Ess- und Küchenbereiche von den Schlafzimmern – „er soll funktional sein“, so Hamilton. „Der Blick aus dem Fenster in den Park schafft Übersicht.“ Der Raum bietet auch „die Möglichkeit, Kunst und schöne Teppiche zu präsentieren“, ergänzt sie.
Zwei Kelim-Läufer sind auf dem Boden ausgelegt, über der Reproduktion eines italienischen Tisches aus dem 17. Jahrhundert hängt ein von Carlos de la Puente Antiques erworbener Spiegel (19. Jh.). Die Läufer werden durch eine Art déco-Hängelampe aus der Woka Gallery beleuchtet. Die Wand am anderen Ende des Raums schmückt ein großes Gemälde von Wayne Gonzales – es hängt über einer antiken Deckentruhe, die von Daniel Stein Antiques erworben wurde. Auf der Truhe steht ein weiteres Kunstwerk, diesmal von Paolo Ventura.
Bei der Gestaltung des Wohnzimmers orientierte Hamilton sich vorrangig an einem Laver Kirman-Teppich aus dem 19. Jahrhundert, den ihre Kundin gefunden hatte. „Ich kam mit meinem Pantone-Buch und habe die Farbpalette anhand des Teppichs festgelegt“, sagt sie und erläutert, dass er sehr viel Grau enthielt, „also habe ich die Sättigung etwas erhöht und den Grauanteil aus den Gold-, Schwarz- und Beerentönen herausgeholt.“
Die mit dem Farbton „Radicchio“ von Farrow & Ball gestrichenen Wände bilden den Hintergrund für farbenfrohes Mobiliar, unter anderem ein mit goldgelbem Samt bezogenes Sofa, über dem eine große Kohlezeichnung einer Landschaft von April Gornik hängt. Vor dem Sofa steht ein Couchtisch aus Messing und Glas aus den 1960er-Jahren von Guy Lefevre für Maison Jansen, gefunden bei Vintage Objects. Den Tisch flankieren zwei kühn gemusterte Polstersessel. Laut Hamilton hat der Raum „einen leicht Edwardischen Flair“ – ein Ort, an dem man sitzt, einen Cocktail trinkt und gute Gesellschaft genießt.“
Den Charakter des Esszimmers beschreibt die Designerin als „niederländisch trifft italienischen Baroniestil“. Hier wirft ein Wiener Messing- und Glaskronleuchter aus den 1920er-Jahren von der Kerson Gallery einen sanften Schein auf die honigfarbene Original-Eichentäfelung, die von Christopher Anigacz von Double Queue Restoration aufgearbeitet wurde. In Bereichen, in denen eine Restaurierung nicht möglich war, wurden von Emma Tapley bemalte Holzimitate eingearbeitet. Für zusätzliche Beleuchtung sorgt ein Paar aus den Fragmenten einer Nussholzsäule aus dem 18. Jahrhundert gefertigte Stehlampen. Der Esstisch – eine Reproduktion eines antiken italienischen Tisches – ist umgeben von spanischen Stühlen aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Im Fernsehzimmer, dessen Wände im Pantone-Farbton „Inca Gold“ gestrichen sind, hängt eine „Triple Angle“-Leuchte des zeitgenössischen Designers Michael Anastassiades von der Decke. Über dem maßgefertigten, mit einem rostfarbenen Holland & Sherry-Cord bezogenen und mit John Derian-Kissen bestückten Sofa blickt ein Selbstporträt von Vik Muniz von der Wand. „Es gibt nichts Besseres als ein etwas unordentliches Cordsofa“, scherzt Hamilton und erklärt, dass die Einrichtung in bewusstem Kontrast zur Eleganz des Wohn- und Esszimmers gestaltet wurde. „Der Raum ist sehr klein, ich wollte ihn einladend und gemütlich haben.“
Um „für etwas Abwechslung“ von den wärmeren Tönen in der übrigen Wohnung zu sorgen, ließ Hamilton das Gästezimmer mit dem lebhaften Farbton „Belvedere Blau“ von Farrow & Ball streichen. Dieser Farbton sorgt für einen kräftigen Hintergrund für zwei Drucke von Alex Katz und für David Hockneys ikonisches Paradeplakat aus dem Jahre 1981 für die Metropolitan Opera. Das Kopfteil ist mit einem grafisch gestalteten Wandteppich von Viso Project bezogen; über das Fußende drapierte sie eine Decke aus dem frühen 20. Jahrhundert von Andrianna Shamaris. Neben einem kleinen Biedermeiertisch von Newel steht ein antiker Sessel mit spulenartigen Holzverzierungen.
Das klar gestaltete Hauptschlafzimmer strahlt – wie der Rest der Wohnung auch – eine Aura von unprätentiösem Luxus aus. Ihre Kontrastierung der afrikanischen Textilien von Joseph Carini Carpets auf dem Bett mit den indisch inspirierten Stoffen am gepolsterten Kopfteil und Bettrand beschreibt Hamilton mit dem Begriff „Handelsroutendekoration“. In der Ecke hängt eine weitere von Gorniks Landschaftskohlezeichnungen über einem Samtsessel mit Knopfpolsterung.
Am gegenüberliegenden Ende des Raumes hängt über der Kommode ein Werk von Gonzales, und neben der Chaiselongue komplettiert ein Art-Moderne-Hocker aus der Gottlieb Gallery das Ensemble. Den Farbton des Raumes – „Golden Gate“ von Benjamin Moore, nach der berühmten Brücke in San Francisco benannt – bezeichnet Hamilton als „Rostschutzrot“ und weist darauf hin, dass die mineralischen Pigmente in Grundierungen denen ähneln, die für die Teppiche in der Wohnung verwendet werden.
Ihrem breit gefächerten Ansatz treu bleibend arbeitet Hamilton zurzeit an einem Haus in Windsor im US-Bundesstaat Florida. (In Ihrem Unternehmen arbeiten nur drei Personen – sie ist die einzige Designerin und übernimmt jeweils nur ein großes Projekt.) Leitmotiv des Interieurs in Windsor ist die italienische Moderne, mit individuell angefertigten Terrazzoböden und Möbeln der prominentesten Designgrößen des 20. Jahrhunderts – von Osvaldo Borsani, Giò Ponti und Piero Portaluppi bis hin zu Gae Aulenti, Gabriella Crespi, Piero Fornasetti und Aldo Rossi.
Ihrem früheren Chef Peter Marino ist sie dankbar, dass er in ihr „eine Leidenschaft für die gesamte Geschichte der dekorativen Künste – jede Epoche, jeden Stil, jede Farbe“ geweckt hat. Auf diese Weise kann sie ihre Kundschaft „in die richtige Richtung weisen, zu dem was ‚sie‘ ausmacht.“ Man kann seiner Kundschaft geben, was sie möchte – und es dann noch besser machen.“