Hausbesichtigungen

Ellen Hamilton sorgt für Designmagie in einer klassischen Wohnung am New Yorker Central Park West

„Ich fühle mich wie eine erzählende Designerin. Ich erzähle die Geschichte meiner Kundschaft“, beschreibt die in New York tätige Ellen Hamilton ihre Designphilosophie. Oben: Im Esszimmer dieser Wohnung am Central Park West in Manhattan hängte sie einen von der Kerson Gallery gelieferten Wiener Kronleuchter aus Messing und Glas (1920er-Jahre) über die Reproduktion eines antiken italienischen Tisches. Die Stühle stammen aus dem Spanien des frühen 20. Jahrhunderts. Fotostyling: Mieke ten Have

Ellen Hamilton ist eine ausgesprochen undogmatische Innenarchitektin. Ihr New Yorker Unternehmen, Hamilton Design Associates, hat in jüngster Zeit erstaunlich vielfältige Projekte abgeschlossen, zum Beispiel ein kleineres, hauptsächlich weißes Strandhaus auf der Insel Martha’s Vineyard, ausgestattet mit modernistischen Möbeln, eine elegante Wohnung in Manhattan, auf Wunsch der Eigentümer im Stil eines florentinischen Palazzos, und – in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Fairfax & Sammons – ein teakholzverkleidetes Penthouse in Miami Beach, das die Vorliebe der Eigentümer für traditionelle thailändische Inneneinrichtungen zum Ausdruck bringt. Sie vermeidet es, ihre Kundschaft mit ihren eigenen ästhetischen Vorstellungen zu missionieren: „Ich fühle mich wie eine erzählende Designerin“, sagt Hamilton. „Ich erzähle die Geschichte meiner Kund*innen.“

Ihre Designphilosophie wurde durch ihre Arbeit für den Architekten und Designer Peter Marino und später für das Architekturbüro Fox & Fowle (heute FXFowle) geprägt, das sie verließ, um sich selbstständig zu machen. Im Jahr 2000 gründete sie schließlich ihr eigenes Unternehmen. Es war vor allem Marino, erinnert sie sich, der sie die Wertschätzung von Kennerschaft lehrte, „die sich zu einer lebenslangen Leidenschaft entwickeln kann. Für mich hat sich dadurch alles verändert, und zwar für immer.“

Die Geschichte, die die „erzählende Designerin“ in diesem Zuhause in Manhattan erzählt, entspricht dem vielschichtigen, farbenfrohen Profil des Besitzerpaares. Die Wohnung befindet sich im „Kenilworth“, einem historischen Beaux-Arts-Gebäude am Central Park West, dessen ursprüngliche Architektur fast vollständig erhalten ist. Diese hervorragende Grundlage bereitete der Architekt Jeffery Povero von Povero & Co. sehr gefühlvoll auf. Am Projekt arbeitete Hamilton dann gemeinsam mit der Ehefrau, die gern Antiquitäten und ethnische Textilien einkauft. Zahlreiche Einrichtungsgegenstände fand sie selbst und legte sie der Innenarchitektin zur Genehmigung vor. „Ellen war die Redakteurin“, erinnert sie sich, „sie sagte ja oder nein zu den Hunderten von Fotos, die ich ihr schickte.“ 

Hamilton fügte die genehmigten Objekte zu einem kohärenten Ganzen zusammen, brachte weitere Stücke ein, die sie selbst gefunden hatte oder anfertigen ließ, und integrierte die Sammlung zeitgenössischer Kunst des Paares. Sie verwendete Farben und Texturen, um scheinbar unvereinbare Elemente zu verbinden. Dies gelang hauptsächlich dadurch, dass sie die Farbpalette der einzelnen Räume mit den antiken Teppichen abstimmte, die jeweils den Hintergrund bildeten. 

Das Kundenpaar wünschte sich „die Atmosphäre einer klassischen Wohnung an der Upper West Side, die Inneneinrichtung sollte daher einen Bezug zur Vergangenheit haben“, erläutert Hamilton und stellt fest, dass „abgesehen von den Kunstwerken so gut wie alles aus der Zeit zwischen 1860 und 1930 stammt.“ 

Eine weitere antike Leuchte – diesmal eine Art déco-Hängelampe von der Woka Gallery – erhellt den Eingangsbereich. Zwei Kelim-Läufer schmücken die Parkettböden, über der Reproduktion eines italienischen Tisches aus dem 17. Jahrhundert hängt ein von Carlos de la Puente Antiques erworbener Spiegel (19. Jh.). Unter dem Tisch stapeln sich Strohkoffer, die in den 1930er-Jahren in Thailand hergestellt wurden.

Der Eingangsbereich trennt die Wohn-, Ess- und Küchenbereiche von den Schlafzimmern – „er soll funktional sein“, so Hamilton. „Der Blick aus dem Fenster in den Park schafft Übersicht.“ Der Raum bietet auch „die Möglichkeit, Kunst und schöne Teppiche zu präsentieren“, ergänzt sie.

Zwei Kelim-Läufer sind auf dem Boden ausgelegt, über der Reproduktion eines italienischen Tisches aus dem 17. Jahrhundert hängt ein von Carlos de la Puente Antiques erworbener Spiegel (19. Jh.). Die Läufer werden durch eine Art déco-Hängelampe aus der Woka Gallery beleuchtet. Die Wand am anderen Ende des Raums schmückt ein großes Gemälde von Wayne Gonzales – es hängt über einer antiken Deckentruhe, die von Daniel Stein Antiques erworben wurde. Auf der Truhe steht ein weiteres Kunstwerk, diesmal von Paolo Ventura.

Die Farbpalette für das Wohnzimmer legte Hamilton mithilfe der Farben des Laver Kirman-Teppichs aus dem 19. Jahrhundert fest, der sich bereits im Besitz der Familie befand. Mit dieser Basis wählte sie den Farbton „Radicchio“ von Farrow & Ball für die Wände aus, ließ das Sofa mit goldgelbem Samt beziehen und fügte zwei kühn gemusterte Sessel und einen weiteren mit einer Rohrgeflechtlehne hinzu, den ihre Kundin entdeckt hatte. Laut Hamilton hat der Raum „einen leicht Edwardischen Flair“ – ein Ort, an dem man sitzt, einen Cocktail trinkt und gute Gesellschaft genießt.“ 

Bei der Gestaltung des Wohnzimmers orientierte Hamilton sich vorrangig an einem Laver Kirman-Teppich aus dem 19. Jahrhundert, den ihre Kundin gefunden hatte. „Ich kam mit meinem Pantone-Buch und habe die Farbpalette anhand des Teppichs festgelegt“, sagt sie und erläutert, dass er sehr viel Grau enthielt, „also habe ich die Sättigung etwas erhöht und den Grauanteil aus den Gold-, Schwarz- und Beerentönen herausgeholt.“

Der Wohnzimmer-Couchtisch – Messing und Glas – aus den 1960er-Jahren wurde bei Vintage Objects beschafft; er ist ein Design von Guy Lefevre für Maison Jansen. Über dem Sofa hängt die Kohlezeichnung einer Landschaft von April Gornik.

Die mit dem Farbton „Radicchio“ von Farrow & Ball gestrichenen Wände bilden den Hintergrund für farbenfrohes Mobiliar, unter anderem ein mit goldgelbem Samt bezogenes Sofa, über dem eine große Kohlezeichnung einer Landschaft von April Gornik hängt. Vor dem Sofa steht ein Couchtisch aus Messing und Glas aus den 1960er-Jahren von Guy Lefevre für Maison Jansen, gefunden bei Vintage Objects. Den Tisch flankieren zwei kühn gemusterte Polstersessel. Laut Hamilton hat der Raum „einen leicht Edwardischen Flair“ – ein Ort, an dem man sitzt, einen Cocktail trinkt und gute Gesellschaft genießt.“ 

Den Charakter des Esszimmers beschreibt die Designerin als „niederländisch trifft italienischen Baroniestil“. Hier wirft ein Wiener Messing- und Glaskronleuchter aus den 1920er-Jahren von der Kerson Gallery einen sanften Schein auf die honigfarbene Original-Eichentäfelung, die von Christopher Anigacz von Double Queue Restoration aufgearbeitet wurde. In Bereichen, in denen eine Restaurierung nicht möglich war, wurden von Emma Tapley bemalte Holzimitate eingearbeitet. Für zusätzliche Beleuchtung sorgt ein Paar aus den Fragmenten einer Nussholzsäule aus dem 18. Jahrhundert gefertigte Stehlampen. Der Esstisch – eine Reproduktion eines antiken italienischen Tisches – ist umgeben von spanischen Stühlen aus dem frühen 20. Jahrhundert.

„Es gibt nichts Besseres als ein etwas unordentliches Cordsofa“, sagt Hamilton über das zentrale Sitzmöbel im Fernsehzimmer, das mit einem Holland & Sherry-Stoff bezogen und mit Kissen von John Derian bestückt ist. „Der Raum ist sehr klein, ich wollte ihn einladend und gemütlich haben.“ An die Decke hängte sie eine „Triple Angle“-Leuchte von Michael Anastassiades, an die Wand ein Selbstporträt von Vik Muniz.

Im Fernsehzimmer, dessen Wände im Pantone-Farbton „Inca Gold“ gestrichen sind, hängt eine „Triple Angle“-Leuchte des zeitgenössischen Designers Michael Anastassiades von der Decke. Über dem maßgefertigten, mit einem rostfarbenen Holland & Sherry-Cord bezogenen und mit John Derian-Kissen bestückten Sofa blickt ein Selbstporträt von Vik Muniz von der Wand. „Es gibt nichts Besseres als ein etwas unordentliches Cordsofa“, scherzt Hamilton und erklärt, dass die Einrichtung in bewusstem Kontrast zur Eleganz des Wohn- und Esszimmers gestaltet wurde. „Der Raum ist sehr klein, ich wollte ihn einladend und gemütlich haben.“

Die Blautöne des Gästezimmers bieten einen kühlen Kontrast zu den wärmeren Farben der übrigen Wohnung. Hamilton ließ das Kopfteil des Bettes mit einem grafisch gestalteten Wandteppich von Viso Project beziehen und drapierte eine Decke aus dem frühen 20. Jahrhundert von Andrianna Shamaris über das Fußende. Ein antiker Sessel mit spulenartigen Holzverzierungen steht zwischen einem kleinen Biedermeiertisch von Newel und einer Kommode aus dem 18. Jahrhundert. Zwischen die Fenster hängte sie ein Plakat der Metropolitan Opera von David Hockney.

Um „für etwas Abwechslung“ von den wärmeren Tönen in der übrigen Wohnung zu sorgen, ließ Hamilton das Gästezimmer mit dem lebhaften Farbton „Belvedere Blau“ von Farrow & Ball streichen. Dieser Farbton sorgt für einen kräftigen Hintergrund für zwei Drucke von Alex Katz und für David Hockneys ikonisches Paradeplakat aus dem Jahre 1981 für die Metropolitan Opera. Das Kopfteil ist mit einem grafisch gestalteten Wandteppich von Viso Project bezogen; über das Fußende drapierte sie eine Decke aus dem frühen 20. Jahrhundert von Andrianna Shamaris. Neben einem kleinen Biedermeiertisch von Newel steht ein antiker Sessel mit spulenartigen Holzverzierungen.

Ein Druck von Alex Katz ziert die Wand über einem der beiden französischen Nachttische aus dem 18. Jahrhundert, die das Gästebett flankieren.

Das klar gestaltete Hauptschlafzimmer strahlt – wie der Rest der Wohnung auch – eine Aura von unprätentiösem Luxus aus. Ihre Kontrastierung der afrikanischen Textilien von Joseph Carini Carpets auf dem Bett mit den indisch inspirierten Stoffen am gepolsterten Kopfteil und Bettrand beschreibt Hamilton mit dem Begriff „Handelsroutendekoration“. In der Ecke hängt eine weitere von Gorniks Landschaftskohlezeichnungen über einem Samtsessel mit Knopfpolsterung. 

Im Schlafzimmer verwendete Hamilton einen indisch inspirierten Stoff, um das Kopfteil zu beziehen und den Bettrand zu gestalten. Das Bett selbst ist mit afrikanischen Textilien von Joseph Carini Carpets bezogen. Die Lampen auf den Nachttischen von Hickory Chair entdeckte Ellen Hamilton bei Carlos de la Puente Antiques.

Am gegenüberliegenden Ende des Raumes hängt über der Kommode ein Werk von Gonzales, und neben der Chaiselongue komplettiert ein Art-Moderne-Hocker aus der Gottlieb Gallery das Ensemble. Den Farbton des Raumes – „Golden Gate“ von Benjamin Moore, nach der berühmten Brücke in San Francisco benannt – bezeichnet Hamilton als „Rostschutzrot“ und weist darauf hin, dass die mineralischen Pigmente in Grundierungen denen ähneln, die für die Teppiche in der Wohnung verwendet werden.

Ihrem breit gefächerten Ansatz treu bleibend arbeitet Hamilton zurzeit an einem Haus in Windsor im US-Bundesstaat Florida. (In Ihrem Unternehmen arbeiten nur drei Personen – sie ist die einzige Designerin und übernimmt jeweils nur ein großes Projekt.) Leitmotiv des Interieurs in Windsor ist die italienische Moderne, mit individuell angefertigten Terrazzoböden und Möbeln der prominentesten Designgrößen des 20. Jahrhunderts – von Osvaldo Borsani, Giò Ponti und Piero Portaluppi bis hin zu Gae Aulenti, Gabriella Crespi, Piero Fornasetti und Aldo Rossi

Über dem Küchentresen, an dem mit Elizabeth Eakins-Stoffen bezogene Hocker stehen, sorgt die Deckenlampe „Tiber“ aus poliertem Nickel von Hector Finch für angenehme Beleuchtung.

Ihrem früheren Chef Peter Marino ist sie dankbar, dass er in ihr „eine Leidenschaft für die gesamte Geschichte der dekorativen Künste – jede Epoche, jeden Stil, jede Farbe“ geweckt hat. Auf diese Weise kann sie ihre Kundschaft „in die richtige Richtung weisen, zu dem was ‚sie‘ ausmacht.“ Man kann seiner Kundschaft geben, was sie möchte – und es dann noch besser machen.“


Ellen Hamilton – Schnellauswahl

Gabriella Crespi, Couchtisch „Plurimi“, 1976, angeboten von Società Antiquaria
Jetzt shoppen
Gabriella Crespi, Couchtisch „Plurimi“, 1976, angeboten von Società Antiquaria
„Ich mag alles, was Gabriella Crespi entworfen hat. Einfach alles.“
Gae Aulenti, Sessel „Locus Solus“, neu, 1964 entworfen
Jetzt shoppen
Gae Aulenti, Sessel „Locus Solus“, neu, 1964 entworfen
„Ich bewundere Gae Aulenti sehr. Ein von ihr gestaltetes Objekt zu besitzen, bedeutet, ihren Beitrag zur Architektur zu würdigen. Ich mag sowohl die Farbe des Stoffes als auch die Form des Sessels – einfach ein großartiges Objekt.“
Gae Aulenti, Tischlampe „Murrine“, 1980er-Jahre, angeboten von Raphaël Dierick (Captson sa ltd)
Jetzt shoppen
Gae Aulenti, Tischlampe „Murrine“, 1980er-Jahre, angeboten von Raphaël Dierick (Captson sa ltd)
„Ganz besonders spricht mich der Kontrast zwischen der traditionellen Glaskunst und den modernistischen Formen des Sockels und des Schirms an. Und ich mag es, wenn Designer*innen ihr kulturelles Erbe aufgreifen und präsentieren.“
John Galliano für Christian Dior, Opernmantel, Herbst/Winter 2000, angeboten von My Haute Wardrobe
Jetzt shoppen
John Galliano für Christian Dior, Opernmantel, Herbst/Winter 2000, angeboten von My Haute Wardrobe
„Der Gedanke, dass man einen Mantel für die Oper ‚braucht‘, gefällt mir. Dieser hier von John Galliano für Dior wäre sehr gut geeignet.“
Tintenfass aus Padua, 16. Jahrhundert, angeboten von der Parker Gallery
Jetzt shoppen
Tintenfass aus Padua, 16. Jahrhundert, angeboten von der Parker Gallery
„Kleine, dunkle Objekte in Bronze sehen überall gut aus.“
Giò Ponti, Kaminstühle, ca. 1939, angeboten von Castorina & Co.
Jetzt shoppen
Giò Ponti, Kaminstühle, ca. 1939, angeboten von Castorina & Co.
„Hier zelebriert Ponti einen sehr alltäglichen Stuhl und hat sichtlich Freude an den Größenverhältnissen.“
Champagnerschalen aus Muranoglas, 20. Jahrhundert, angeboten von Anne Dettmeier
Jetzt shoppen
Champagnerschalen aus Muranoglas, 20. Jahrhundert, angeboten von Anne Dettmeier
„Meine letzte Champagnerflöte habe ich umgestoßen. Bei mir gibt es ab sofort nur noch Schalen!“
Niamh Barry, Tischlampe „Vertical Stacked“, 2020, angeboten von Maison Gerard
Jetzt shoppen
Niamh Barry, Tischlampe „Vertical Stacked“, 2020, angeboten von Maison Gerard
„Niamh Barry entwirft robuste Formen in einem Bereich, in dem Frauen oft mit ‚hübsch‘ assoziiert werden. Es ist ein wunderschönes Objekt, das ein fast liebliches Licht spendet.“

Loading next story…

No more stories to load. Check out The Study

No more stories to load. Check out The Study