Bedeutende Designer*innen

Grisoro Studio erzielt maximale Ergebnisse mit minimalistischem Ansatz

Porträt von Gabriela Gargano und Kyle McVey von Grisoro Studio
Gabriela Gargano und Kyle McVey von Grisoro Studio vor einem Diptychon des Künstlers Clay Mahn. Der Raum – ein Wohnzimmer in Manhattans Upper East Side – wurde von ihnen gestaltet. Oben: Auf der anderen Seite des Raumes flankiert ein „Utrecht XL“-Sesselpaar von Gerrit Rietveld für Cassina einen Brueton-Beistelltisch „Drum“ aus Edelstahl, der auf 1stDibs gefunden wurde. Alle Fotos: Kirsten Francis

Gabriela Gargano und Kyle McVey hatten sich in den Berufsfeldern Wirtschaft und Finanzen betätigt, bevor sie ihre Talente auf die Innenarchitektur konzentrierten, ihre Kräfte als Partner bündelten und in New York City das Grisoro Studio gründeten. 

Der Grundstein für Garganos Interesse an Design wurde schon im Teenageralter gelegt, als sie in ihrer Heimatstadt Red Bank im US-Bundesstaat New Jersey in einem Premium-Möbelgeschäft arbeitete. Nach Abschluss ihres Studiums der Wirtschaftswissenschaften und der Kunstgeschichte 2005 an der Brown University verbrachte sie ein Jahrzehnt bei Goldman Sachs.

„Ich hatte nicht vorgehabt, im Finanzdienstleistungssektor zu arbeiten, aber es wirkte irgendwie praktisch, sich hier weiterzubilden“, sagt sie. „Im Laufe meiner Tätigkeit investierte ich in Immobilien und als ich die Wohnungen, die ich gekauft hatte, renovierte und dekorierte, festigte sich der Gedanke, dass hier meine Leidenschaft liegt.“ 

Der gebürtige Kalifornier McVey wählte einen etwas direkteren Weg: Nach seinem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Universität San Diego zog er nach New York City – ihm war klar, dass er in die Innenarchitektur einsteigen wollte. Er fand 2016 einen Praktikumsplatz in Garganos neu gegründetem Unternehmen, das damals Grisoro Design hieß. Nachdem er sich vom Praktikanten über den Junior-Designer zum Senior-Designer hochgearbeitet hatte, wurde er im vergangenen Januar Garganos Geschäftspartner. 

„Weder Kyle noch ich hatten eine geradlinige Laufbahn in der Designbranche und ich glaube, das hat uns in vielerlei Hinsicht geholfen“, sagt Gargano. „Wir recherchieren Themen bis ins kleinste Detail – nicht, weil wir müssen, sondern weil es uns leidenschaftlich interessiert – so haben wir auch ohne formale Ausbildung Erfolg.“

Das frischgebackene Duo hat kürzlich ein Projekt für ein Paar mit zwei kleinen Kindern fertiggestellt: eine elegante Wohnung in einem zwei Jahre alten Gebäude an der Upper East Side. „Wir sind ein junges, zeitgenössisches Unternehmen“, sagt McVey. „Unser Stil liegt im Spannungsfeld zwischen minimalistisch und aufwendig – in diesen Räumen funktioniert das sehr gut.“

Die Familie wünschte sich unter anderem, die über vier Meter hohen Decken der Wohnung hervorzuheben und die Möblierung auf ein Minimum zu beschränken. Im Wohnzimmer übernimmt diese Aufgabe der überraschende Auftritt einer „Fiddlehead“-Hängeleuchte aus Rauchglas von Roll & Hill: Sie schwebt über einem der Beistelltische, betont die Höhe des Raumes und wirkt dennoch verspielt und skulptural. 

Die über vier Meter hohen Decken der Wohnung regten Gargano und McVey dazu an, das Volumen der Räume optisch zu vergrößern und mit schlichten, aber außergewöhnlichen Stücken wie dem (Tautropfen-)Kronleuchter „Dew Drops“ von Giopato & Coombes dramatische Wirkungen zu erzielen.

Dem Wunsch der Kunden nach einem Schlafzimmer ohne ablenkende Designelemente trugen Gargano und McVey mit handverputzten Wänden von Kamp Studios Rechnung, um dem Raum Textur zu verleihen. Die „Varinia“-Lampen von Danny Kaplan für Lawson-Fenning sorgen für zurückhaltende Beleuchtung.

Im Spielzimmer wirkt die kreative Energie von ganz oben bis ganz unten – Hauptenergielieferant ist die Tapete „Binary“ von Porter Teleo für Schumacher an der Decke.

Eine „Shape Up“-Hängeleuchte von Ladies & Gentlemen Studio für Roll & Hill und ein Jamie Hayon-Sessel „Catch“ sorgen für das richtige Maß an Unbeschwertheit, das sich die Familie für ihr Kinderzimmer gewünscht hatte.

„Wir durchdenken bei unseren Entwürfen die funktionalen Komponenten – beispielsweise muss ein Raum natürlich gut ausgeleuchtet sein –, werten aber auch aus, wie unsere Augen sich im Raum bewegen“, sagt Gargano. „Diese unerwarteten Momente muss man planen, ganz besonders, wenn das Design recht minimalistisch ist.“ 

Die Textur des Wohnzimmers wird durch fünf Gipsskulpturen von Sidonie Villere betont, die das Team über 1stDibs beschaffte und über eine 4,20 m lange, maßgefertigte Amuneal-Konsole hängte.

„Diese rohen, organischen Arbeiten verleihen dem Raum eine ganz besonderen Nuance – auch, wenn sie als abgetönte weiße Objekte auf einer abgetönten weißen Wand platziert sind“, sagt Gargano. „Sie sind repräsentativ für die Art und Weise wie Kyle und ich gestalten.“

Zu den Markenzeichen der beiden gehört es, sich von einem alten oder handwerklich gefertigten Objekt für einen Raum inspirieren zu lassen – das können Möbel ihrer Lieblingsdesigner sein, wie Pierre Chapo, Paul McCobb oder Bower Studio.

„Wenn wir Objekte finden, die Menschen wirklich begeistern, wissen wir, dass wir ihnen geholfen haben, ihre Stimme und ihren Standpunkt zu finden“, sagt Gargano. „Wir wollen erreichen, dass unsere Kunden die Dinge lieben, die sie in ihrem Zuhause haben.“ 

Auch McVey ist der Meinung, dass ein einzelnes Objekt die Kraft haben kann, einen Raum zu verändern. „Manchmal hat man nur einen einzigen Moment, um zu erreichen, was man erreichen möchte“, sagt er. „Jedes Objekt muss als Kunstwerk oder Skulptur bestehen können, um dem gesamten Raum etwas zu geben.“

Auswahl von Gabriela Gargano und Kyle McVey

Poul Kjærholm, Stuhl „PK 12“, 2000er-Jahre, angeboten von R & Company
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Poul Kjærholm, Stuhl „PK 12“, 2000er-Jahre, angeboten von R & Company

„Ich bin ein großer Fan von Poul Kjærholm – in seinen Designs wird Stahl zu einem eleganten Material“, sagt Gargano. „Das geflochtene Leder an diesem Stuhl in limitierter Auflage führt die Eleganz sogar noch einen Schritt weiter.“

Martin Eisler und Carlo Hauner, Sessel „Costela“, 1953, angeboten von Bossa Furniture
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Martin Eisler und Carlo Hauner, Sessel „Costela“, 1953, angeboten von Bossa Furniture

„Der Loungesessel ,Costela’ ist schon seit Langem eines meiner Lieblingsstücke“, sagt McVey. „Der gerippte Rahmen schafft eine Kokon-Qualität, die ich sehr mag.“

Dieter Rams, modulares Regalsystem, 1960er-Jahre, angeboten von MORENTZ
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Dieter Rams, modulares Regalsystem, 1960er-Jahre, angeboten von MORENTZ

„Mit der ‚weniger-dafür-besser‘-These von Dieter Rams identifizieren wir uns sehr stark“, erklärt Gargano. „Dieses geniale Regalsystem ist ebenso elegant wie praktisch.“

Multicone-Kronleuchter, 2019
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Multicone-Kronleuchter, 2019

„Ich finde die zurückhaltenden Verzierungen dieser Leuchte einmalig“, zeigt sich McVey begeistert. „Sie erinnert stark an viele italienische Lichtobjekte aus der Mitte des Jahrhunderts mit ähnlichen Schirmen, ist aber sehr zurückgenommen in ihrer Formensprache.“

Horst P. Horst, <i>„Cy Twombly in Rom – Ohne Titel Nr. 9</i>“, 1966, angeboten von Art Design Project
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Horst P. Horst, „Cy Twombly in Rom – Ohne Titel Nr. 9“, 1966, angeboten von Art Design Project

„Diese ikonische Horst P. Horst-Fotografie von Cy Twombly erfasst das Wesen zeitlosen Designs“, so Gargano. „Seine spielerische, lässige Arbeit im Kontrast zur Erhabenheit der Architektur und der antiken Objekte ist eine großartige Inspiration für die Gestaltung dynamischer Räume.“

Pierre Chapo, Regalmodul „B17 Bibliothèque“, 2021, angeboten von Original in Berlin
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Pierre Chapo, Regalmodul „B17 Bibliothèque“, 2021, angeboten von Original in Berlin

„Die ehrliche Qualität der Objekte von Chapo mag ich sehr“, sagt McVey. „Sie mögen gelegentlich wirken, als seien sie im Werkunterricht entstanden, aber die subtilen Details und die handwerklichen Holzverbindungen sind einmalig.“

Pierre Chapo, Sessel „S10“, 1960er-Jahre, angeboten von H. Gallery
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Pierre Chapo, Sessel „S10“, 1960er-Jahre, angeboten von H. Gallery

Gargano ist derselben Meinung: „Die Objekte von Pierre Chapo bewältigen das Gleichgewicht zwischen Solidität und Informalität scheinbar mühelos“, sagt sie. „Mit den kunstvollen Holzverbindungen und den einfachen Dübeln – ohne Schrauben – erfüllt der Sessel seine Funktion mit Leichtigkeit, sie unterstreichen die Schönheit des Materials, insbesondere den Schwung ledernen Armlehnen. Ganz eindeutig: für mich einer der tollsten Sessel aller Zeiten.“

Angelo Mangiarotti, Esstisch „Eros“, 1960er-Jahre, angeboten von MORENTZ
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Angelo Mangiarotti, Esstisch „Eros“, 1960er-Jahre, angeboten von MORENTZ

„Ich bin ein großer Mangiarotti-Fan“, erklärt McVey. „Ich finde Möbel, die ohne Beschläge auskommen, sehr spannend. Und der graue Marmor, der für diesen Tisch verwendet wurde, ist faszinierend.“

Wandleuchte „Lunel“, 1950er-Jahre, angeboten von rewire
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Wandleuchte „Lunel“, 1950er-Jahre, angeboten von rewire

„Die Komplexität und die Materialkombinationen der Lichtobjekte von Lunel sind einzigartig“, sagt Gargano. „Das Messing, das emaillierte Metall und der Schirm aus Leinen verleihen diesem einfachen Strahler eine tiefe Persönlichkeit.“

Jacques Guillon, Schnurstühle, 1950er-Jahre, angeboten von Horseman Antiques Inc.
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Jacques Guillon, Schnurstühle, 1950er-Jahre, angeboten von Horseman Antiques Inc.

„Dieser Guillon-Schnurstuhl wirkt extrem leicht“, merkt McVey an. „Die seitliche Naht an den Beinen ist ein sehr witziges Detail.“

Gemälde von Aythamy Armas, ca. 2021, angeboten von Serge Castella Interiors
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Gemälde von Aythamy Armas, ca. 2021, angeboten von Serge Castella Interiors

„Aythamy Armas ist ein zeitgenössischer Künstler, den ich schon seit einiger Zeit beobachte“, erwähnt Gargano. „Seine Arbeiten sprechen mich sehr stark an. Sie schaffen ein Gefühl von Atmosphäre und Raum, das die Betrachtenden in den Bann zieht.“

Isamu Noguchi für Knoll, Tischleuchte „D“, 1947, angeboten von Frank Landau Selected Design Objects & Fine Art, Interior Design
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Isamu Noguchi für Knoll, Tischleuchte „D“, 1947, angeboten von Frank Landau Selected Design Objects & Fine Art, Interior Design

„Papierleuchten kann man gar nicht genug haben“, behauptet McVey. „Ihr sanftes Licht ist extrem beruhigend. Mir gefällt die Kombination der extrem schlanken zylindrischen Silhouette mit den zurückhaltenden Materialien.“

Tisch, Ignazio Gardella zugeschrieben, Mitte des 20. Jahrhunderts, angeboten von Moxie
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Tisch, Ignazio Gardella zugeschrieben, Mitte des 20. Jahrhunderts, angeboten von Moxie

„Ignazio Gardellas gestalterische Details habe ich schon immer bewundert“, stellt Gargano fest. „Die mechanischen Füße machen den Tisch zu einem Designschwerpunkt, weit über die reine Funktionalität hinaus.“

 FERRER, Hängeleuchte 001, 2017
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FERRER, Hängeleuchte 001, 2017

„Objekte aus poliertem Aluminium nicht zu mögen, fällt mir schwer“, gibt McVey zu. „Das Material hat einen schönen Glanz, wirkt aber dennoch weich. Diese Leuchte hat viele Ecken und Kanten, das gefällt mir einfach.“

Guillerme et Chambron, Schrank „Votre Maison Bouvine“, ca. 1970, angeboten von FCK Paris New York
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Guillerme et Chambron, Schrank „Votre Maison Bouvine“, ca. 1970, angeboten von FCK Paris New York

„Dies ist eines der vielen wunderschönen Aufbewahrungsmöbel von Guillerme et Chambron“, berichtet Gargano. „Ihre Möbel sind von spielerischem Charakter, sie fügen sich sowohl in formelle als auch in weniger strenge Umgebungen harmonisch ein. Ihre Präsenz ist stark, aber nie dominant.“

Emiel Veranneman, Chaiselongue, 1970er-Jahre, angeboten von L'Art De Vivre
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Emiel Veranneman, Chaiselongue, 1970er-Jahre, angeboten von L'Art De Vivre

„Diese extrem glatte Liege aus profiliertem Leder mit ihrem kantigen Rahmen hat die Aura eines italienischen Sportwagens“, kommentiert McVey.

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