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Karine Payette
Entre Nous IV

2016

Angaben zum Objekt

Text von Nancy Webb Es ist Samstagabend und Karine Payette ist in ihrem Studio. Wir kommen ins Gespräch über den Hund, den sie früher hatte, und über ihre Vorliebe für deutsche Schäferhunde, eine äußerst gehorsame und treue Rasse in einer täuschend wolfsähnlichen Verpackung. Payettes jüngste Serien von Fotografien, Skulpturen und Videoarbeiten scheinen direkt auf diese Beschäftigung mit der vielschichtigen Natur der Beziehungen zwischen Mensch und Tier anzusprechen - den Dialogen zwischen Kontrolle, Intimität, Gewalt und Domestizierung, die sich auf subtile Weise auf der Ebene der verschiedenen Spezies abspielen. Ihr Arbeitsbereich ist teils Labor, teils Requisitenschrank - eine Schale mit Fell steht nicht weit von ihrem Computer entfernt. Irgendwie beschwört Payette in diesem hellen, offenen, nach Chemie und Sauberkeit duftenden Raum Wildheit herauf. Wir werden an einen seltsamen Ort geführt, in das Grenzgebiet der Vermischung zwischen den Spezies. Das eine Extrem auf der Skala der Tier-Mensch-Dynamik ist die unerschütterliche Gehorsamkeit eines professionell ausgebildeten deutschen Schäferhundes, der mit roboterhafter Präzision auf Befehle reagiert. Hier wird die Macht bequem von einer Stimme aus dem Off ausgeübt, die Animalität wird durch eine Reihe von sprachlichen Aufforderungen beruhigt. Am anderen Ende der Skala befindet sich die Skulptur einer rot gekleideten menschlichen Figur, die einen schmachtenden Kuss mit einem Wolf teilt. Die Geschichte von Rotkäppchen kommt einem sofort in den Sinn, nur dass unsere Protagonistin mit der Kapuze die Anweisungen der Großmutter nicht befolgt und sich stattdessen für ein Rendezvous im Wald mit ihrem hündischen Verfolger entscheidet. Diese tabulose Inszenierung ist eine unverfrorene Untersuchung der Grenzen, die wir gegenüber unseren tierischen Gegenstücken aufrechterhalten. Seine Größe und Dreidimensionalität tragen zu einem Gefühl der Immersion bei, das die Künstlerin mit ihren Arbeiten seit mehreren Jahren anstrebt. Es fühlt sich an, als wäre man gerade in etwas hineingeraten: Man ist involviert und sein Unbehagen ist wie ein unsichtbarer Nebel, der diese leblosen Wesen umhüllt. An anderer Stelle in Payettes anthropomorphen Werken wird die Abgrenzung zwischen den Arten noch unschärfer. Eine Fotoserie zeigt das langsame Eindringen von Fell, Schuppen und Federn auf die menschliche Haut - ein auffälliger Prozess der Kontamination, der durch Berührung erleichtert wird. Die Verschmelzung von Fleisch, anthrazitfarbenem Katzenfell und einem hellen Seidenkleid auf einer der Fotografien verdeutlicht das geschickte Spiel mit der Textur, das Payettes Praxis kennzeichnet. Die Bilder in Entre Nous sind jenseitig, sie entlehnen sich aus düsteren Märchen, Science-Fiction und Albträumen; alles Wilde wird aus seinem Kontext gerissen und auf unangenehme Weise domestiziert. Auch die Menschlichkeit ist schief. Körperlose Silikonarme erinnern an den Moment der Verkennung in der Kindheit, als Puppen und Figuren so realitätsnah waren, abgesehen von ihrer unnatürlichen, gummiartigen Haut und dem sterilen Geruch der Produkte. Das Surreale und das Hyperreale kollidieren, aber die Illusion ist so präzise, dass sie oft zum Nachdenken anregt. Payettes Engagement für diese Illusion ist offensichtlich - sie zeigt mir einige der "Fleisch"-Optionen, mit denen sie experimentiert hat, und hebt ein durchscheinendes Stück Silikon hoch, das dünner als Seidenpapier aussieht. Die hybriden Szenarien in dieser Ausstellung sind abwechselnd bedrohlich und intensiv intim und ahmen die Ingredienzien der Verbindung zwischen Mensch und Tier nach. Die Überbrückung der Kluft zwischen den Arten ist unvorhersehbar, aber notwendig und erfordert immer eine Kombination aus Risiko und Vertrauen. Entre Nous, also zwischen uns, gibt es gemeinsame Zellen, gemeinsame Gefühle, gemeinsame Triebe. Payettes Serie hält ein verzerrtes Vergrößerungsglas auf den exakten Moment des Risses, den genauen Punkt, an dem wir unsere Unterschiede abgrenzen.
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