Raphaël Renaud

Tate Britain, Original-Ölgemälde, Tate Britain

2023

Der 1974 geborene Künstler studierte an der Hochschule "Beaux Arts de Paris". Seine Werke werden in internationalen Galerien und auf Messen ausgestellt, in Wien, Paris, Zürich, Moskau und New York, Berlin, Köln, London und Miami. "Zwischen fotografischer Inspiration und Hyperrealismus stören die Gemälde von Raphaël Renaud die Wahrnehmung des Betrachters durch ihre Fülle, insbesondere bei den Stadtmotiven. Ihre hellen, fröhlichen Pinselstriche verleihen der Form eine Abstraktion, die es uns erst im Nachhinein erlaubt, sie als sinnvolles Ganzes zu begreifen. Lichttöne und Farbwalzer vereinen sich in friedlicher Kontemplation. Wenn die Bilder von Raphaël Renaud so vertraut erscheinen, dann deshalb, weil sie mit einer gewissen Gelassenheit dem Leben entnommen sind, einem Leben, das unseres sein könnte. Renauds Kunst ist zutiefst intim; die verkleinerten Objekte sind zum Greifen nah, und die Landschaften erscheinen wie ein Déjà-vu aus unserer Erinnerung. Wie viele von uns fotografiert Renaud sein tägliches Leben mit dem Handy, manchmal vor Ort, manchmal inszeniert, und durch die getreue Umsetzung in die Malerei findet die Verschiebung des Blicks statt und die Schönheit entsteht aus dem Banalen. Das Licht spielt in den Werken eine wichtige Rolle, da es die von den flämischen Malern so geschätzten Reflexe erzeugt, den dargestellten Dingen Körper und Substanz verleiht und durch seine Sanftheit den Szenen eine Atmosphäre der Heiterkeit verleiht. Diese ruhige Atmosphäre wird durch die Einfachheit des Themas unterstrichen, das zur Kontemplation einlädt. Renaud zieht die Sensibilität von Valloton oder Hammershoi der Neutralität oder dem kritischen Blick der Hyperrealisten vor. Sehr kleinformatige Bilder auf Holz sind schneller und praktischer für einen Künstler, der zwischen Frankreich und Deutschland lebt. Er materialisiert diese Schnappschüsse zu tragbaren Szenen, wie Erinnerungsfragmente, die eine persönliche und zugleich gemeinsame Galerie bilden. Ob es sich um kleine Stillleben, große Landschaften oder Nahaufnahmen von Innenräumen handelt, die Komposition des Gemäldes - hier inspiriert von der Methode der Rahmung in der Fotografie - ist manchmal sehr frontal, manchmal exzentrisch und begünstigt so einen Wechsel des Blickwinkels auf die Realität. Dann entdecken wir einen phänomenologischen Ansatz: Durch die erhöhte Aufmerksamkeit, die einer gelebten Erfahrung geschenkt wird, die synthetisiert und ästhetisiert wird, zeugt das Werk von Raphaël Renaud von einem echten Bewusstsein der Welt. (Texte von Colette Angeli)