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Jugendstilschatulle für keltische Unsterblichkeit aus Repoussé von Alfred Daguet
Angaben zum Objekt
Ein moderner Briefkasten in den Händen von Alfred Daguet war nicht nur ein funktionell gestalteter Aufbewahrungsort für Post, sondern auch ein Überbringer von Botschaften, die für Leben und Tod wichtig waren. In der Form eines mittelalterlichen Reliquienschreins verwendete Daguet die Repousse-Technik auf Messing und farbigen Glascabochons, um auf französische Reliquienschreine aus dem 12. bis 14. Diese Châteaus hatten die Form einer Kirchenbasilika, mit Schrägdächern, vergoldeten Kupferplatten, die an die Außenseite genagelt und mit kostbaren Juwelen und Emaille verziert waren. Daguet erinnert auch an eine mittelalterliche Kirche mit seinen Gargoyle-ähnlichen Grotesken, die man typischerweise auf den Dachsimsen gotischer Kathedralen findet. Daguet flankiert einen zentralen Phönix im finsteren Profil mit schimärenhaften Kreaturen. Diese Wesen erinnern an die kunstvoll gestalteten historisierenden Initialen in frühchristlichen illuminierten Handschriften von den Britischen Inseln aus dem 8. und 9. Jahrhundert. Daguets vierfüßige Chimären mit Reptilienköpfen bedienen sich eines der ältesten mystischen Symbole, des Ouroboros, der aus dem alten Ägypten stammt und dessen Name griechisch ist und "Schwanzverschlinger" bedeutet. Typischerweise erscheint der Ouroboros in Form einer Schlange, die ihren Schwanz frisst, um einen geschlossenen Kreis zu bilden, während er in anderen Fällen als eine Acht erscheint. Die Symbolik ist in beiden Fällen dieselbe: die zyklische Natur des Lebens, die Zerstörung, die zur Wiederherstellung führt.
Die schlangenartigen Windungen, mit denen die Schachtel verziert ist, erinnern auch an die Schnörkel oder Marginalien, mit denen mittelalterliche Bilderhandschriften geschmückt sind. Daguet setzt das Thema des Ouroboros auf subtile Weise fort. So wie der Schwanz im Maul der Schlange verschwindet, sind auch der Kopf und Teile des Schlangenkörpers auf den Tafeln nicht mehr zu sehen; vielleicht sind sie aus dem Blickfeld verschwunden, aber sie existieren noch. Die Schlange häutet sich in einem Akt der Regeneration. In einem esoterisch-christlichen Kontext betrachtet, veranschaulichen der Schwanzfresser und die schlangenartigen Windungen, die sich in Daguets Briefkasten befinden, das Konzept der Unsterblichkeit. Wie der Kopf des Bussards, den Daguet mit dem Phönix verbunden hat, dessen Auge wie auf der Suche nach einem Aas nach draußen blickt, verkündet Daguets Kasten, dass der Tod das Leben erhält.
Alfred Louis Achille DAGUET (1875 - 1942) war ein Metallschmied, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Paris tätig war. Seine vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs entstandenen Metallarbeiten, die sich durch ihre Vielseitigkeit und Virtuosität auszeichnen, sind heute bei Sammlern besonders begehrt. Daguet ließ sich von vielen Quellen inspirieren, seien es ägyptische, keltische, japanische, byzantinische, mittelalterliche oder zeitgenössische. Seine formale Ausbildung erhielt er bei den Malern Gerome und Clairin, beides Akademiker der Ecole des Beaux-Arts, die nach Ägypten gereist waren und sich in ihren Werken mit orientalischen Themen auseinandergesetzt hatten. Daguets Studio in Paris befand sich in der Rue de Provence 22, direkt über der einflussreichen Boutique L'Art Nouveau von Siegfried Bing. Es ist diese Verbindung zu Bing, die für Daguets Metier von größter Bedeutung ist und sein Werk in einen kunsthistorischen Kontext stellt. Als Förderer und Anbieter japanischer Objekte nutzte Bing die Begeisterung für den Japonisme, indem er seine kommerziellen Galerien von 1895 bis 1904 um Künstlerwerkstätten erweiterte, die alles Erdenkliche für die Gestaltung harmonischer Innenräume anfertigen konnten. Daguets fein gearbeitete, repoussierte Kupferbleche verkleideten viele dekorative Brief- und Schreibtischkästen, die in den frühen 1900er Jahren in Bings Geschäft verkauft wurden. Diese Dosen, die Daguet häufig mit farbigem Glas verziert, spiegeln zweifellos die Grundsätze der Jugendstilästhetik wider. Daguet hatte nicht nur berühmte Kunden wie Sarah Bernhardt, die ihm nach dem Tod von Bing 1905 und der Schließung seines Geschäfts L'Art Nouveau in sein Studio in der Rue du Faubourg Saint-Jaques folgte, sondern seine Arbeiten wurden auch von der Kritik gefeiert und in Gruppenausstellungen im Musee Galliera, Paris, 1905, 1926; in den Salons der Societe des Artistes Francais: 1900, 1903, 1904, 1905, 1909, 1910; und der Societe Nationale des Beaux-Arts, 1901.
- Schöpfer*in:Alfred Daguet (Künstler*in)
- Maße:Höhe: 27,94 cm (11 in)Breite: 33,02 cm (13 in)Tiefe: 13,97 cm (5,5 in)
- Stil:Art nouveau (Aus dem Zeitalter)
- Materialien und Methoden:
- Zeitalter:1900–1909
- Herstellungsjahr:um 1900
- Zustand:Abnutzung dem Alter und der Nutzung entsprechend.
- Anbieterstandort:Chicago, US
- Referenznummer:1stDibs: LU7300234548442
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