Stephen Gill Farbfotografie

Stephen Gill liebt es, die Grenzen auszutesten, die ihm die Fotografie auferlegt. Als Konzeptkünstler - und auch ein bisschen Soziologe und Dichter - experimentiert er mit verschiedenen ungewöhnlichen Techniken in seiner Dokumentation des Stadtteils Hackney im Osten Londons. Zu seinen Arbeitsmethoden gehörte es, Fotos zu vergraben (Buried), aufwendige Collagen mit Blumen und Samen zu erstellen (Hackney Flowers) und Gegenstände so in die Kamera zu halten, dass sie ihre Spuren auf dem Film hinterließen und den Maßstab der Bilder verwirrten (Talking to Ants). Sein Ziel war es, den Geist des Ortes wie Bernstein in die Emulsion einzuschließen und so eine Reihe von surrealen Interventionen in den Fotografien zu schaffen. Bevor er seine Umgebung fotografiert, fügt er physisch Teile von Abfällen in das Kameragehäuse ein. Straßen, Wohnsiedlungen, Märkte und Kanäle bilden den Hintergrund für Bilder, in die verschiedene Pflanzenarten, Insekten, Plastik und sogar winzige Glasscherben eines Autoscheinwerfers eingebettet sind. So erscheinen die Objekte gleichzeitig hinter und vor der Kameralinse, was zu kuriosen Gegenüberstellungen von Oberfläche und Realität führt. Folglich wirkt die Flächigkeit der Tiefe entgegen und verwirrt unsere Wahrnehmung der verschiedenen Bildebenen. Das Ergebnis ist ein vielschichtiger und ausgeprägter Sinn für Ort, Form und Textur, der nicht nur das Aussehen, sondern auch das Gefühl der Gegend in den Vordergrund stellt. Gills Fotografien befinden sich heute in verschiedenen privaten und öffentlichen Sammlungen und wurden in verschiedenen internationalen Galerien und Museen wie der National Portrait Gallery, London, dem Victoria and Albert Museum, der Agnès B Collection usw. ausgestellt. Gill hatte zahlreiche Einzelausstellungen auf Festivals wie den Rencontres d'Arles, dem Toronto Photography Festival und der PHotoEspaña. Im Sommer 2013 widmete das Foam Amsterdam Gill eine große Retrospektive, Best Before End.