Der 1951 vom italienischen Architekten und Möbelbauer Marco Zanuso (1916-2001) entworfene Sessel Lady mit seiner schalenförmigen Form ist vielleicht nicht der optisch auffälligste Stuhl, der heute versteigert wird, aber er gehört zu den Klassikern der modernen Möbel von aus der Mitte des Jahrhunderts und war für seine Zeit ziemlich revolutionär. 

Wie viele Designer seiner Zeit war Zanuso von neuen Materialien wie Polyurethanschaum und elastischem Band fasziniert. In den 1940er Jahren begann er mit ihnen zu experimentieren, und zwar im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem italienischen Hersteller Arflex, die über Jahre hinweg andauern sollte. Für die Arflex-Linie entwarf Zanuso nicht nur den Lady Sessel, der im Jahr seiner Premiere die Goldmedaille der Mailänder Triennale gewann, sondern auch den Antropus Chair von 1949 und das Sleep-o-matic Sofa von 1951. Diese Werke waren nicht nur wegen ihrer Materialien radikal, sondern auch wegen ihrer Konstruktionsmethoden bahnbrechend. Der Sessel Lady beispielsweise wurde in Einzelteilen hergestellt und erst am Ende des Produktionsprozesses zusammengesetzt, während traditionelle Möbel häufiger als Ganzes gebaut wurden.

Zanuso hat sein gesamtes Berufsleben damit verbracht, durch seine Werke und seine Worte eine neue Definition des Modernismus zu schaffen. Er studierte Architektur an der Polytechnischen Universität Mailand bei einigen der fortschrittlichsten Designer*innen des Landes, eröffnete 1945 ein eigenes Büro und war sogar Herausgeber der Designzeitschriften Domus und Casabella, in denen er seine Philosophie des modernen Designs vertrat. Es ist ihm zweifellos gelungen, die Welt des Designs nachhaltig zu beeinflussen, vor allem mit Stücken wie dem Sessel Lady. Es wird heute von Cassina hergestellt.