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1 von 7

(after) Egon Schiele
DIE TRAUME BESCHAUTE (VERTRAUEN VON einem DERNAUBEN)

c 1920

Angaben zum Objekt

Anonym erschienen um 1920, Wien, in einer Auflage von 100 Exemplaren, nach dem Original Aquarell und Bleistift auf Papier, in der Platte oben betitelt: "DIE TRAUM/BESCHAUTE" und signiert und datiert in der Platte Mitte rechts: "Egon/Schiele/1911"; in Farbe gedruckt und unten rechts vom Drucker bezeichnet: "A.K.", bei dem es sich vermutlich um Andreas Krampolek handelt Egon Schieles künstlerisches Schaffen im Jahr 1911 zeugt von einer dramatischen Reifung und von der Bereitschaft, sich mutig mit gesellschaftlichen Tabus auseinanderzusetzen. In seiner vertieften Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie man die Welt sieht und sich zu ihr verhält, beschäftigte sich Schiele mit literarischen Quellen wie Arthur Rimbaud und Friedrich Nietzsche, die die Grenzen des akzeptierten Denkens überschritten. In diesem literarischen Kontext war es Schieles eigenes, zeitgenössisches Wien, in dem die revolutionärsten Ideen und Trends aufkeimten. Sigmund Freuds bahnbrechendes Buch "Die Traumdeutung" über die Macht des Unterbewusstseins hatte sich buchstäblich im Bewusstsein der Menschen festgesetzt. Da seine Thesen bereits mehrfach gedruckt worden waren, fand Freud noch mehr Anklang bei den Massen, als er 1911 eine gekürzte Fassung unter dem Titel Über Träume veröffentlichte. Schieles Bild und Titel vermitteln und erforschen die Freudsche Traumtheorie, die davon ausgeht, dass die Unterdrückung der Triebe und Impulse eines Individuums durch die Zivilisation in irgendeiner Weise zu einer Befreiung führen muss, wie etwa in einem Traum. Durch Freuds Theorien ermutigt, setzte Schiele seine künstlerische Auseinandersetzung mit selten behandelten Themen fort. Er lud seine Betrachter ein, sich mit dem Bild einer knapp bekleideten Frau mit gespreizten Beinen auseinanderzusetzen, deren Schamlippen mit beiden Händen gespreizt sind, um ihre Vulva und Klitoris zu enthüllen. Auf den ersten Blick könnte der Betrachter vielleicht feststellen, dass es sich hier um ein rein pornografisches Bild handelt; in einem Freudschen Kontext gelesen, wagt Schiele jedoch, uns die Möglichkeit zu geben, einen Traum im Wachzustand zu betrachten. Wie Freud feststellte, sind Trauminhalte oft beunruhigend, so dass sich das Unbewusste schützt, indem es den Inhalt als symbolische Sprache kodiert. Hier verschlüsselt Schiele sein Traumbild durch die Verwendung der V-Form und des Dreiecks, die häufig als Symbole für das weibliche Geschlecht verwendet werden. Schieles weibliche Figur ist pyramidenförmig; ihr Kopf dient als Spitze, während die breiten Beine eine Basis bilden. Der Torso hingegen bildet ein umgekehrtes Dreieck, wobei jede erigierte Brustwarze das pyramidenförmige Thema unterstreicht. Diese dreieckigen Formen laufen in der Vagina zusammen, die eine weitere Studie der Dreieckigkeit ist. In dieser unverblümten Darstellung nimmt die Vagina symbolisch das Aussehen anderer Spezies an, wie z. B. einer Blume oder sogar eines Vogels mit nach außen gerichteten Schamlippenflügeln. Schieles Traumkonstrukt ist bewusst zweideutig gehalten. Nur eines der Augen des Weibchens ist sichtbar. Es ist geschlossen, vielleicht in Ruhe oder in einem Moment der orgasmischen Hingabe, und doch zeigen die Hände des Porträtierten ihr Geschlecht in einer bewussten Weise, wie man es in einem bewussten und rationalen Zustand tun würde. Schiele demonstriert den Kampf zwischen dem, was Freud als Es und dem Ich bezeichnete. So betrachtet, nimmt die Beckenregion eine Art Ersatzpersönlichkeit in Form eines Vogels an. Die Juwelen, die die Ringe an jeder Hand zieren, starren wie Augen. Das Schamhaar krönt diese Id-Kreatur wie Federn über einem Schnabel. Schiele schafft in dieser psychologischen Porträtstudie nicht einen, sondern zwei Köpfe: einen, der die äußere Umgebung darstellt, und einen, der die unbewusste Psyche repräsentiert. Als letzte Beobachtungstrophäe kann man ein weiteres Dreieck von dem einen geschlossenen Auge zu den beiden Juwelenaugen darunter verfolgen, die den Betrachter intensiv konfrontieren. So kühn Schieles Bilder auch sind, die Mappe selbst hat eine ganz eigene, bewegte Geschichte. Es ist eine, die Zensur, Zerstörung und Moralvorstellungen beinhaltet. Entstanden aus den hochfliegenden Ideen und Ambitionen von Künstlern und Kunstliebhabern, repräsentiert die Mappe den neuesten Stand der Drucktechnik seiner Zeit sowie die Kunst als zwischenstaatlichen Handel. Die erotische Thematik der fünf in der Mappe enthaltenen Bilder Schieles erforderte Diskretion. Die in einer Auflage von 100 Stück gedruckte Mappe wurde anonym veröffentlicht. Der einmalige Druck war, wie es auf der Titelseite heißt, nur für Abonnenten bestimmt. Somit ist das Portfolio von Anfang an mit Geheimhaltung und Exklusivität verbunden. Auch der Beitrag des Druckers ist kryptisch. Abgesehen von den diskreten Initialen, die uneinheitlich auf jedem gedruckten Blatt vermerkt sind, gibt es keine Hinweise auf die Druckerei, ihren Aufenthaltsort oder gar das Jahr, in dem die Mappe entstanden ist. Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass es sich bei dem Drucker um Andreas Krampolek (1869-1940) handelt, einen Wiener Kunstdrucker, der auf das Lichtdruckverfahren spezialisiert war. Anlässlich seines 40-jährigen Druckjubiläums im Jahr 1923 wurde Krampoleks Werk mit einer Ausstellung im Wiener Museum für Kunst und Industrie geehrt. Das gleiche Jahr war auch ein entscheidendes Jahr für die Geschichte des Portfolios. Im September stand Karl Grunwald vor dem Landesgericht für Strafsachen in Wien vor Gericht. Unter dem Vorwurf, pornografische Drucke verbreitet zu haben, wurde Grunwald wegen eines Verstoßes gegen das Sittengesetz angeklagt. Es handelte sich dabei um keine geringeren als die Drucke des Portfolios EGON SCHIELE: FUNF ZEICHNUNGEN. Grunwald hatte diese Mappe an Hans Goltz in München geschickt, der ein ehemaliger Kunsthändler von Schiele war. Grunwald bot Goltz 200 Blatt oder den Gegenwert von 40 Mappen zum Kauf an. Goltz lehnte das Angebot ab und gab die Mappe mit Schiele-Grafiken an Grunwald in Wien zurück. Die Zollbehörden fingen das Paket ab und erstatteten Anzeige gegen Grunwald. Obwohl die Geschworenen Grunwald für nicht schuldig befanden, ging es den 200 Blättern aus der Mappe nicht so gut. Generalstaatsanwalt Hofrat Formanek drängte auf eine gesonderte Anhörung mit der Absicht, die 200 Bilder zu vernichten. In einem kühnen Akt der Zensur, der an ein ähnliches Verfahren zu Lebzeiten Schieles erinnerte, wurden die Kunstdrucke von den Gerichtsbehörden vernichtet. Ende 1923 waren nur noch 60 Portfolios übrig. Karl Grunwald und Egon Schiele hatten sich einige Jahre zuvor während des Krieges Anfang 1917 kennengelernt. Leopold Liegler, einer von Schieles Kunstmäzenen, setzte sich für Schiele ein, um ihn aus dem Kriegsdienst nach Wien zu versetzen, wo er sich besser auf seine Kunst konzentrieren konnte. Liegler appellierte an Grunwalds Sensibilität und Wertschätzung für die Kunst und schlug das Heeresversorgungsdepot in Wien, in dem Grunwald stationiert war, als Option für Schiele vor. Tatsächlich wurde Schiele mit Grunwalds Hilfe am 12. Januar 1917 dorthin versetzt. In Grunwald fand Schiele einen Meister. Grunwald modelte für Schiele und freundete sich mit ihm an. Bis zum Frühjahr hatte Schiele seinen ehrgeizigen Plan für eine künstlerische Begegnungsstätte ausgeheckt. Schieles Kunsthalle sollte ein öffentliches Forum sein, in dem Dichter, Maler, Bildhauer, Architekten und Musiker frei interagieren konnten. Er rekrutierte unter anderem führende Künstler wie die Gründer der Wiener Sezession, Gustav Klimt und Hans Hoffmann, den Komponisten Arnold Schönberg und die Kunstmäzene Liegler und Grunwald. Eines der wichtigsten Merkmale, die sich Schiele für die kommerziellen Möglichkeiten der Kunsthalle vorstellte, war, dass sie als "ihr eigener Kunsthändler und Verleger" fungieren sollte Schieles Druckmappen waren die einzigen Früchte dieses Traums. Auch wenn Schieles Kunsthalle auf der Strecke blieb, lösten seine Mappen den festen Ausstellungsraum ab und schufen ein mobiles Konzept. 1917 veröffentlichte der Buchhändler Richard Lanyi die erste Serie von Schieles Reproduktionsgrafiken mit großem kritischen und kommerziellen Erfolg. Nach dem Krieg eröffnete Grunwald die Galerie Alte und Moderne Kunst in Wien. Er blieb Schiele auch nach dessen frühem Tod 1918 treu, indem er 1921 eine Ausstellung mit Schieles Werken organisierte. Es war nur natürlich, dass Grunwald Schieles kommerzielle und künstlerische Vision fortsetzte, indem er seine eigene Mappe mit Schieles Werken herausgab. FUNF ZEICHNUNGEN war Grunwalds großer Beitrag zur Schiele-Forschung. Die Tatsache, dass einige der ursprünglichen 100 Exemplare erhalten geblieben sind, ist umso bedeutsamer, als die Öffentlichkeit ohne diese Mappe heute keine Aufzeichnungen über zwei Schlüsselwerke Schieles hätte, die leider während der Nazizeit verloren gingen.
  • Schöpfer*in:
    (after) Egon Schiele (1890 - 1918, Österreich)
  • Entstehungsjahr:
    c 1920
  • Maße:
    Höhe: 50 cm (19,69 in)Breite: 32,5 cm (12,8 in)
  • Medium:
  • Bewegung und Stil:
  • Zeitalter:
  • Zustand:
  • Galeriestandort:
    Chicago, IL
  • Referenznummer:
    1stDibs: LU46731809693

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