D*Face

POP-EYE-CON (FIRST-Edition)

2014

Was mir heute wie ein ganzes Leben vorkommt, ist nur ein Jahrzehnt her. Ich saß zusammengekauert an meinem Schreibtisch, den Kopf auf dem Arm, schob einen Bleistift über ein Stück Papier und dachte darüber nach, wie ich die Zeit totschlagen und die Ketten, die mich an meinen Schreibtisch fesselten, sprengen könnte. Dann, eines Tages, während ich weitere Ideen in der Reihe "Wege, die Zeit totzuschlagen" ersann, begannen die Bleistiftstriche auf dem pad zu Charakteren zu werden, seltsam und dysfunktional formten sie meine dysfunktionale Welt, die keine Regeln kannte. Langsam fand ich heraus, dass man den Bleistift durch einen Filzstift (den Pentel N50, um genau zu sein) und das Papier durch billiges Vinyl aus dem Baumarkt ersetzen konnte. Diese Zeichen, die sich einst mit einem Leben auf Papier abgefunden hatten, das in einem Ordner unter "Nicht für den visuellen Konsum geeignet" abgelegt wurde, begannen ein Eigenleben zu führen; an Laternenpfählen und Stromkästen geklebt, zeichneten sie meinen Heimweg auf und verknüpften ihn, aus einem wurden 10 und langsam wurden aus 10 mehr, als ich mir merken kann. Jeden Abend und so viel vom Tag, wie ich rauben konnte, verbrachte ich mit dem Zeichnen und Ausschneiden von Aufklebern. Aus Aufklebern wurden Plakate, aus Plakaten wurden ehrgeizigere, und irgendwo dazwischen kündigte ich meinen Job, oder vielleicht wurde ich auch gefeuert, so oder so war das Unvermeidliche geschehen. Wie ein Fluss sich seinen eigenen Weg bahnt, so würde ich mir meinen bahnen. Diese Familie dysfunktionaler Charaktere begann sich zu entwickeln, sie begannen, alles zu persiflieren und zu erpressen, was ihnen in die Hände fiel - ein willkommener Schubs der Subversion in der heutigen mediengesättigten Umgebung, genau das, womit ich aufgewachsen war. Banknoten wurden gezeichnet und überdruckt und in Umlauf gebracht, damit die Ahnungslosen ihr Wechselgeld erhalten konnten, und Plakatwände wurden mit Werbespots versehen. Ich wollte die Menschen dazu ermutigen, nicht nur zu "sehen", sondern sich mit dem auseinanderzusetzen, was sie und ihr Leben umgibt, und dabei unsere zunehmend bizarre Populärkultur zu reflektieren, indem ich kulturelle Figuren und Genres neu überdachte und bearbeitete, um unser Ethos des auffälligen Konsums zu kommentieren. Eine Büchse der Pandora mit bittersüßen Köstlichkeiten, süß und zuckrig an der Oberfläche, aber mit einem ungewohnten, unangenehmen Geschmack darunter. Dies ist nicht der Anfang, es ist nicht das Ende, es ist ein Happy End ohne Ende. D*