Anna Sudbina

Glut und Schnee

2024

In Sudbinas Gemälden werden Teile der ausgefransten Realität kunstvoll mit Bereichen reiner gestischer Abstraktion kombiniert und bilden ihre dynamische Bildsprache. Dieser Kontrast erforscht die Beziehung zwischen der Realität und der menschlichen Wahrnehmung, dem physischen Raum und der Erinnerung an ihn. Schicht für Schicht baut sie taktile Flächen auf, die von kalligrafischen Tintenlinien unterbrochen werden. Durch die Beherrschung von Oberfläche und Komposition schaffen Sudbina's Gemälde ein fantasievolles Gleichgewicht zwischen der Sprache der Abstraktion und Verweisen auf das zeitgenössische Leben, gesehen durch das Prisma ihrer künstlerischen Vision. Anna wurde 1984 in Moskau geboren und wuchs im postsowjetischen Russland auf, wo sie neben der akademischen Zeichnung und Malerei auch Linguistik, Philosophie und Psychologie studierte. Seit vielen Jahren arbeitet Sudbina eng mit den führenden Architekten und Innenarchitekten der Welt zusammen. Diese Arbeitsumgebungen und -erfahrungen haben ihre Sichtweise stark beeinflusst und ihr eine Neigung zu allem Hochwertigen und Ästhetischen eingeflößt, eine Vertrautheit, die in ihrer Verwendung von Farbe, Textur und Kompositionen sichtbar wird, insbesondere in ihrer Serie Interior of the Mind. Während ihres Studiums am Central Saint Martins begann Sudbina, ihre Ausbildung in akademischer Zeichnung und Malerei, die sie bei der geschätzten Moskauer Künstlerin Maria Burganova absolviert hatte, mit der Freiheit der Abstraktion zu verbinden. Das Ergebnis ist ein Werk, das Sudbinas wachsendes Vertrauen in ihre Zeichentechnik und ihren Stil dokumentiert. Sie bewegt sich weg von den Details ihrer früheren figurativen Kompositionen hin zu abstrakten Räumen und Orten. Um dies zu erreichen, hat Sudbina neue und innovative Methoden der Malerei entwickelt, bei denen die Farbe mit Hilfe von gefundenen Gegenständen wie z. B. Plastik-Kleideranhängern gezogen und geschoben wird. Die Kontrolle, die sie durch die Verwendung kleinerer Werkzeuge anstelle von Pinseln erlangt, führt zu einer Nähe zwischen Künstler und Gemälde, die der Prozesskunst ähnelt, die Schichten nicht als Gemälde an sich, sondern als zweidimensionale Skulptur aufbaut. Einmal mehr werden wir an Sudbinas Interesse an Architektur, Raum und dreidimensionaler Form erinnert. Die Weitläufigkeit von Sudbinas expressionistischen Gemälden steht im Kontrast zur Intimität kleinster Details, zu subtilen Tonveränderungen und zu einer filigranen Pinselführung mit scharfen Tuschelinien, die schnell, direkt und mit Überzeugung gemalt werden. Ihre komplexen und schönen multimedialen Gemälde haben eine rätselhafte Qualität, die die Fantasie anregt und das Unterbewusstsein anspricht. Sudbinas Ausgangspunkt ist im Wesentlichen eine Debatte zwischen Wahl und Zufall. Ihre Hände kontrollieren die von ihr gewählten Medien, Acryl und Tinte, unter Verwendung kleiner gefundener Objekte, ein Prozess, dem der Zufall des gestischen Markierens gegenübersteht, wie das unabhängige Verhalten von Materialien, ein Spritzer Tinte oder die Unvorhersehbarkeit des Mischens von Farbe. Beim Aufbau einer Komposition befindet sich Sudbina in einem meditativen Zustand und lässt sich von ihren unterbewussten Gedanken, Erinnerungen und Erfahrungen leiten, wobei jedes Bild zu einer eigenen spirituellen Reise wird.