Giorgio Petracci

Gemälde in weichen Pastelltönen auf Holz, 2024 – „Sotto il viola“

2023

Giorgio Petracci (Italien, 1974) Wenn die Malerei noch einer Logik folgt, die ihre Praxis und ihre Existenz in unserer übersättigten Zivilisation des Bildes legitimiert, dann ist es ihre Fähigkeit, die Repräsentation zu brechen, einen Riss auf der glatten LCD-Oberfläche zu öffnen, hinter der die Realität Gestalt annimmt und agiert, ein Riss, der, selbst wenn er nicht wahrnehmbar wäre, dauerhafte und einschneidende Auswirkungen hat, da er dazu bestimmt ist, sich immer weiter zu öffnen. Und genau um die Idee des Risses herum hat Giorgio Petracci - Maler, Designer, Handwerker der Abstraktion - über Jahre hinweg seine Forschungen entwickelt; Risse, seine eigenen, die sich zu Worten öffnen, die so sehr MATERIAL als auch imaginär sind. Der Riss als Wunde am Fleisch, der Riss in der Atmosphäre um die Erdkugel, der Riss auf dem Bildschirm eines Smartphones, der Riss an der Außenwand eines Gebäudes, hinter dem man das Innere zwar nicht sehen kann, der den Betrachter aber in eine andere Raum-Zeit-Dimension einhüllt. Die Malerei als System des Sehens wird so zu einem Werkzeug, um die Beziehung zwischen dem menschlichen Körper, dem Kosmos und der Psyche zu messen, wobei die blutige Wunde das Äquivalent einer galaktischen Explosion ist, aber nur bis zu dem Punkt, an dem das Gehirn sie als solche lesen kann. Danach gibt es nur noch das Vakuum. Nachdem wir die Darstellung so naiv den digitalen Technologien anvertraut haben und nicht mehr in der Lage sind, sie freihändig darzustellen, ist es, als ob die Realität selbst die verschiedenen flüssigkristallinen Phasen zurückverfolgt und sich vor unseren Augen zerlegt, eine Art Urknall rückwärts: Von einem HD-Bild, das durch Drücken des Zeigefingers nach oben und des Daumens nach unten vergrößert werden kann, bis hin zum ursprünglichen Ursprung des Universums, als der Raum von unsichtbaren Gravitationswellen durchquert wurde, genau wie jene, die Petraccis Materie aus der Leinwand zu drängen scheinen, den Betrachter einbeziehen und die umgebende Realität langsam in ein Vakuum verwandeln.