François Pompon, Eisbär, 1927-1933

François Pompon
François Pompon, Eisbär, 1927-1933
ca.1927

Name: François Pompon, Eisbär, 1927-1933
Brand: François Pompon
Rating: 4.1 (9 reviews)

Angaben zum Objekt

Der Eisbär, das "gewaltige polare Phänomen" Dieses Werk ist Pompons Markenzeichen, und tatsächlich war es die Präsentation des großen Gipsmodells des Eisbären auf dem Salon d'automne im Jahr 1922, die Pompon seine erste breite Anerkennung einbrachte. Das Werk wurde allgemein bewundert und die Kritiker lobten es. "Der Eisbär wurde auf dem Salon d'Automne zur Geltung gebracht; in einem Lichtstrahl positioniert, beeindruckte er die Betrachter als allmächtiger Herr der Arktis ( . . .)." Pompon war zu diesem Zeitpunkt 67 Jahre alt und hatte eine lange Karriere hinter sich, in der er oft für andere gearbeitet hatte, als Assistent von Rodin, René de Saint-Marceaux, Camille Claudel und einer Reihe anderer Bildhauer. Erst relativ spät, zwischen 1905 und 1906, wandte er sich den Tieren zu und entwickelte im Laufe der Jahre, in denen er mit ihnen arbeitete, eine große Sensibilität für sie. "Tiere stellen sich gut dar, viel besser als Männer und Frauen..." Dank seiner großen technischen Fähigkeiten, die er im Laufe der Zeit entwickelt hat, und seines aufrichtigen Interesses an seinen Sujets gelangte er zu einem synthetischen Stil mit vollen Formen und wurde schließlich zu einem der größten Tierbildhauer des 20. Über zwei Jahrhunderte hinweg hat Pompon die Sprache seiner Disziplin erneuert. Er kam als junger Künstler 1875 nach Paris, dem Jahr, in dem Barye und Carpeaux starben. Er erlernte seine Kunst bei Rodin und schloss sich in den 1910er Jahren den Mitgliedern der "Bande à Schnegg" an, die eine Rückkehr zu einer früheren Ruhe anstrebten. Weder die Romantik von Barye noch die Leidenschaft von Rodin sprechen die Sensibilität von Pompon wirklich an. Seine ausgewogene und introspektive Vision ähnelt eher der von Charles Despiau oder Jane Poupelet. Pompon begann auf Reisen mit der Arbeit an Tieren, wobei er domestizierte Arten als Modelle verwendete. Danach begann er, den Jardin de Plantes in Paris zu besuchen, wo er schließlich jeden Tag mit einem tragbaren Studio auf dem Rücken hinging. Er zeichnete die Tiere und modellierte sie vor Ort in Gips und Ton. Am Nachmittag kehrte er in sein Studio zurück und arbeitete weiter an ihnen. Seine regelmäßige und entspannte Anwesenheit führte dazu, dass sich die Tiere in seiner Nähe entspannten. In einem handschriftlichen Brief, der sich in den Sammlungen des Musée d'Orsay befindet, erwähnt Jean Bernard die Atmosphäre der Zuneigung, die sich zwischen dem Künstler und dem Bären entwickelte, der für ihn posierte und sich dabei "aufspielte". Dieser besondere Eisbär war von Philippe, dem Duc d'Orléans, während seiner Expedition auf der Belgica im Jahr 1905 auf Spitzbergen gefangen worden. In seiner Behandlung dieses wilden und, offen gesagt, gefährlichen Tieres, erreicht Pompon ein friedliches, fast zärtliches Bild. "Dynamischer Stillstand und die Synthese der Form" Der Eisbär " ... bewegt sich geschickt, in einem dynamischen Rhythmus, der sich über die gesamte Länge seines Körpers erstreckt und eine kraftvolle Struktur und solide, geschmeidige Muskelmassen unter seinem prächtigen Fell offenbart." "Es ist allein die Bewegung, die die Massen schafft und sie beredt macht", sagte Pompon und fügte hinzu: "Um das Leben des Tieres in der Bewegung einzufangen, folgte ich ihm mit einem kleinen Zeichenbrett, das ich an einer Schnur um den Hals vor mir hielt. Ich arbeitete im Gehen, schaute auf nichts anderes als auf das Tier und zeichnete seine scharfen, gewundenen Linien nach. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die Aufmerksamkeit eines Tieres in Bewegung immer auf seinem Schwerpunkt liegt? Indem man diesen Schwerpunkt findet, erlaubt man dem Tier, sich selbst auszudrücken...". In diesem Fall ist der Schwerpunkt der Punkt, an dem die rechten Pfoten zusammenkommen und den Boden berühren. Im Gegensatz zu Baryes Tierfiguren, die oft in einem entscheidenden Moment oder in einer besonders ausdrucksstarken Geste gefangen sind, zeigen Pompons Tiere und insbesondere der Eisbär einen "dynamischen Stillstand". Zu dieser Zeit war die Darstellung von Bewegung - die seit den Werken der Futuristen und Duchamps berühmtem Treppenabstiegsakt, der die Bewegung durch die Darstellung einer Figur in verschiedenen nebeneinanderliegenden Positionen aufschlüsselt, eine zentrale Frage der Avantgarde - immer noch ein Thema für Diskussionen und Experimente. Pompon ging jedoch von einem ganz anderen Konzept aus, das er von Rodin geerbt hatte und in dem er verschiedene Phasen einer Bewegung zusammenbrachte, um die kontinuierliche Natur der Bewegung anzudeuten. "Meine Skulptur hat genau die gleiche Größe wie ihr Vorbild, außer hier, am Hals, wo ich 2 cm hinzugefügt habe. Wissen Sie, was diese zwei Zentimeter bedeuten? Sie sind in Bewegung!" Durch diese leichte Verformung entsteht die Illusion von Bewegung. Kurz gesagt, die Genauigkeit hat nichts damit zu tun, ob eine Skulptur Leben hat oder nicht. In seinem Artikel von 1964 bemerkt Kunstler, dass Pompon die suggestive Kraft der Vereinfachung entdeckte, als er einmal eine Gans aus der Ferne in einem Lichthof beobachtete. Der ausgeprägte Sinn für Präsenz und die scheinbar einfache Architektur des Eisbären sind das Ergebnis intensiver Beobachtungen, die es ihm ermöglichten, ein "intensives Bewusstsein für die Natur des Tieres" zu entwickeln. Nach dieser Feststellung wurden die Formulare schrittweise vereinfacht. Pompon suchte das Wesen des Tieres und drückte es in einer Ökonomie der Flächen und Massen aus. "Ich kreiere das Tier in all seinen Details. Sonst wäre ich verloren. Und dann nehme ich nach und nach alles weg, bis nur noch das übrig bleibt, was wirklich unantastbar ist." Das Eisbärenmodell wurde nach und nach durch eine Reihe von Änderungen umgestaltet. Vor dem großen Gips von 1922 hatte Pompon um 1920 zwei weitere Gipse angefertigt, die auf zwei verschiedenen Studien des Tieres basierten. Der erste Gips verrät Pompons Arbeitsmethode, bei der er Gipsflächen auf einem Metallsockel aufbaute. Um 1921 fertigte er ein drittes Modell an, bei dem sich die rechten Pfoten nicht berührten und das als "Bonniard-Modell" bekannt wurde. Dieses Modell wurde dann weiter modifiziert, um zu der auf dem Salon d'Automne vorgestellten Version zu gelangen. Später, zwischen 1924 und 1927-28, kehrte Pompon mindestens dreimal zum Gips des Bären zurück, bevor er seine endgültige Version erreichte, die er 1929 in Lebensgröße in Stein für das Musée du Luxembourg ausführte. Heute befindet es sich in den Sammlungen des Musée d'Orsay. Unsere Version aus dem Jahr 1927 entspricht der endgültigen Version des Modells. Die Konturen des Volumens sind so weit wie möglich vereinfacht und kommen klar zum Ausdruck, während die vollkommen glatte Modellierung ihm eine überragende Eleganz verleiht. Der Meister der Glätte "Alle Tiere sollten weiß sein", sagte Pompon einmal, oder anders ausgedrückt: "Ich mag Skulpturen, die weder Vertiefungen noch Schatten haben." Pompon entfernte alle Oberflächendetails eines Modells, damit das Licht fließend darüber gleiten und die Linien zum Fliegen gebracht werden konnten. Pompons Arbeitsmethode begann stets mit einer intensiven Beobachtung seines Modells in Bewegung, en plein air und aus der Ferne, wodurch er vor allem die präzise Silhouette suchte. Seine vorbereitenden Skizzen - und es gibt eine für den Eisbären - unterstützen dies; es sind Silhouetten, die in einer einzigen Linie gezeichnet sind. Pompon überarbeitete seine Gipse dann im Studio im Schein einer Kerze oder einer Petroleumlampe, was es ihm ermöglichte, die Linien und Konturen seines ursprünglichen Modells zu verdeutlichen. Zuletzt glättete er die Oberfläche und verlieh dem Tier den letzten Schliff, der notwendig war, um die Flächen in einem Lichtspiel zu vereinen. Pompons Tiere erinnern an einige dekorative japanische Tierskulpturen oder, noch stärker, an Tierskulpturen aus dem alten Ägypten: "Wie die Ägypter achtet er darauf, dass nirgendwo ein Schatten auf das Werk fällt. . . aber im Gegensatz zu den Ägyptern arbeitet er nie von einer vorgefassten oder dekorativen Vorgabe aus; er kennt keine Stilisierung". Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass diese "weiße" Skulptur eines Eisbären, die weder "Vertiefungen noch Schatten" aufweist, hier mit einer herrlichen, grünlich-schwarzen Patina präsentiert wird. Valsuanis schwarze Patinas, die durch eine spezielle Hitzetechnik entstehen, waren weithin bekannt und wurden bewundert. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass es in diesem Fall Pompon selbst war, der die Patina gemacht hat - "tief und nuanciert, dieser schieferschwarze Ton ist schwer zu imitieren, und er allein zeugt von Pompons Beitrag zu diesem einzigartigen Beweis...". Ausgabe Dieser Nachweis stammt aus dem Studio von Pompon. Laut Liliane Colas wurden nach 1929 nur sehr wenige Bären in dieser speziellen Ausführung in dieser Größe verkauft. Generell wurde der Eisbär "mit den rechten Pfoten" - eine Kategorie, die mindestens drei Modelle umfasst, die sich ansonsten deutlich voneinander unterscheiden - in drei Größen aufgelegt: lebensgroß, etwa 25 cm hoch und 12,5 cm hoch sowie in verschiedenen Medien, darunter Stein, Marmor und Bronze. Es ist jedoch sehr schwierig, eine endgültige Liste der Werke nach einem bestimmten Modell zu erstellen, da Pompon sie zu verschiedenen Zeiten nach verschiedenen Gipsen des Eisbären gießen ließ. Im Musée d'Orsay befindet sich ein 25 cm großer Eisbär aus Bronze "mit den rechten Pfoten". Schlussfolgerung Dieses Werk ist nicht nur emblematisch für die Bildhauerei von Pompon, der übrigens den Kopf des Eisbären an seine Studiotür montieren ließ, sondern es öffnet auch symbolisch die Tür zu einer ganzen Strömung der Bildhauerei des 20. Jahrhunderts, die sich auf glatte und abstrahierte organische Formen konzentriert. Diese Bewegung, zu deren illustren Mitgliedern Brancusi, Arp und Hepworth gehörten, trieb die Reinheit der Form bis zur völligen Abstraktion voran, während Pompon der Integrität der natürlichen Formen treu blieb und ihre Geheimnisse für uns enthüllte. Die Schriftstellerin Colette drückte es so aus: " . . . Durch die intensive Aufmerksamkeit des Künstlers entstand eine tiefe Verbindung mit dem Tier, und durch diese Verbindung konnte der Bildhauer die Besonderheit des kleinen Kopfes des Eisbären und die fischförmige Verlängerung der Schnauze einfangen, die entwickelt wurde, um eisbedeckte Gewässer zu durchstoßen ... wir verdanken Pompon so viele Offenbarungen.

Schöpfer*in:
François Pompon (1855-1933, Französisch)
Entstehungsjahr:
ca.1927
Maße:
Höhe: 23,5 cm (9,25 in)Breite: 11 cm (4,33 in)Tiefe: 45,01 cm (17,72 in)
Medium:
Bronze
Bewegung und Stil:
Realismus
Zeitalter:
1920–1929
Zustand:
Galeriestandort:
Berlin, DE
Referenznummer:
1stDibs: LU184373112

276.805 $

Preis auf Anfrage

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