Maurice Chabas

Figur eines Mannes, Bleistiftzeichnung von Maurice Chabas, frühes 20. Jahrhundert

Anfang des 20. Jahrhunderts

Maurice Chabas wurde am 26. September 1862 in Nantes als Sohn einer kultivierten, kunstliebenden Familie geboren und war der ältere Bruder des Malers Paul-Émile Chabas. Er studierte zunächst an der École des Beaux-Arts in Nantes und anschließend an der Académie Julian in Paris bei William-Adolphe Bouguereau und Tony Robert-Fleury, wo er seine geschmeidige Zeichenkunst verfeinerte. Anfang der 1890er Jahre wendet er sich dem Symbolismus zu und stellt im Salon des Artistes Français, in der Société Nationale und in den sechs Salons de la Rose+Croix aus, wo er mit seinen visionären Gemälden auf sich aufmerksam macht. Beeinflusst von den Ideen der Swedenborgianer und der Theosophen sowie von seiner Freundschaft mit dem belgischen Mystiker und Maler Jean Delville, versuchte Chabas, die unsichtbare Realität hinter den Erscheinungen zu enthüllen. Um 1900 wurde sein Pariser Studio zu einem Treffpunkt für Dichter, Musiker und esoterische Denker und bestärkte ihn in seiner Überzeugung, dass Kunst eine Brücke zum Geist sein kann. Die öffentliche Anerkennung folgte in Form von monumentalen Aufträgen, insbesondere die vier Fresken L'Art de la soie für den Bahnhof Lyon-Perrache, die 1905 fertiggestellt wurden. Nach 1910 hellt sich seine Palette auf und seine Formen lösen sich in leuchtende Atmosphären auf, die die lyrische Abstraktion vorwegnehmen. 1921 veröffentlichte er Les Psaumes d'Amour spirituel, ein persönliches Manifest, das Poesie und Bild verbindet. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ er sich in Versailles nieder und verfolgte diese innere Suche bis zu seinem Tod am 11. Dezember 1947. Seine Werke, die sich heute in Sammlungen wie dem Musée d'Orsay befinden, sind für Sammler von symbolistischen Werken immer noch von Bedeutung.