SMMoA-Teller zum 20. Jahrestag von Kerry James Marshall

In seinem vielseitigen Werk bemüht sich Kerry James Marshall darum, "den Mangel in der Bilderbank" zu beheben, indem er schwarze Figuren, die von der westlichen Kunst ausgeschlossen wurden, in den Vordergrund stellt. Mit einer Vielzahl schwarzer Pigmente verstärkt der Künstler die Hauttöne seiner Motive, um deren Identität zu würdigen, anstatt sie zu ignorieren. Marshall ist vor allem für seine großformatigen Gemälde bekannt, arbeitet aber auch mit Collagen, Fotografie, Video und anderen Medien.

Geboren in Birmingham, Alabama, wuchs Marshall später im Stadtteil Watts von Los Angeles auf, wohin seine Familie 1963 umzog. Während seines Kunststudiums, unter anderem am Otis Art Institute (heute Otis College of Art and Design) in Los Angeles, fiel ihm die Abwesenheit schwarzer Körper in der Kunstgeschichte und in Museen auf. Im Alter von 25 Jahren malte er A Portrait of the Artist as a Shadow of His Former Self (1980). Die zentrale Figur, deren Gesichtszüge in ihren unterschiedlichen Schwarztönen fast mit dem Hintergrund verschmelzen, verweist auf Ralph Ellisons Invisible Man, dessen Protagonist von den anderen Mitgliedern der Gesellschaft nicht als Mensch gesehen werden kann, weil er schwarz ist. Für Marshall war A Portrait der Beginn einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der gleichzeitigen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit schwarzer Amerikaner.

Marshall konzentriert sich in seiner Praxis weiterhin auf die Auseinandersetzung mit Stereotypen in Bezug auf Schwarze, indem er Freude zelebriert und an Momente der schwarzen Geschichte erinnert. Seine Gemälde setzen sich häufig mit den von Weißen dominierten Traditionen des kunsthistorischen Kanons auseinander, indem sie Stilelemente von der Renaissance bis zu den abstrakten Bewegungen des 20. Jahrhunderts übernehmen. Obwohl er sagt, dass ihn ein Gefühl der sozialen Verantwortung für das, was er als Kind im Süden vor dem Civil Rights Act und in Los Angeles während der Watts-Unruhen 1965 erlebt hat, antreibt, konzentriert sich Marshall in den Erzählszenen seiner Werke nicht auf das Trauma. Stattdessen zeigen sie regelmäßig Menschen bei alltäglichen Tätigkeiten, die jedoch mit der Monumentalität eines Gemäldes dargestellt werden.

Marshall lebt heute in Chicago und ist als einer der führenden zeitgenössischen Maler des Landes anerkannt. 2016 war eine Retrospektive "Mastry" im MCA Chicago, MOCA und Metropolitan Museum of Art zu sehen. Im Jahr 2018 wurde sein Gemälde Marshall's Past Times (1997) für 21,1 Millionen US-Dollar verkauft, der höchste jemals erzielte Auktionspreis für ein Werk eines lebenden schwarzen Künstlers.

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